Liebe Leserin, lieber Leser,
die Welt leidet an einem Zuviel. Zu viel Dummschwätzerei. Zu viel Aggressionen. Zu viel Selbstüberschätzung.
Zu viel Bevormundung. Gerade dieses letzte Zuviel verbindet sich oft mit einem moralischen Rigorismus: Wer nicht tut, was wir wollen, ist ein Volksschädling. Das ist Basta-Politik der übelsten
Sorte. Eine Alternativlos-Diktatur.
Das folgende kleine Gedichtchen beschäftigt sich mit diesem Thema. Freuen Sie sich daran.
Kreislaufwirtschaft
Ein Mensch, stets ruhig und bescheiden,
muss plötzlich viel Kritik erleiden.
Er sei, man wisse es genau,
doch eine rechte Umweltsau.
Ein Blick in seine Tonne zeige,
dass er zum Umweltrüpel neige.
Er deponiere seinen Müll,
so wie der Staat es nicht mehr will.
Da liegt die Zeitung neben Glas
und Resten seines Mittagsfraß´.
Darunter sieht man Batterien
und Tuben diverser Drogerien.
Tabletten hat er auch entsorgt
nebst Rotweinflaschen, frisch entkorkt.
Und Plastikmüll, wohin man schaut,
gemischt mit grünem Gartenkraut.
Weichgeklopft nach wenig Wochen
hört er sein Gewissen pochen.
Der Mensch ist ehrlich tief betroffen,
zeigt sich für Umweltfragen offen.
Er versichert konsequent:
Ich war ein Schwein. Jetzt wird getrennt.
Nun will er Umweltprimus sein.
Der Müll ist künftig sortenrein.
...
Sein hoch belastetes Gewissen
ist mutiert zum Ruhekissen.
Doch wieder wird er grob geweckt.
Erneut wird unser Mensch erschreckt.
Er kaufe plastikeingeschweißte Wurst.
Aus Dosen stille er den Durst.
Und für das Pflegen seiner Haut
sei Plastikpeeling lange out.
Der Mensch schwört ab von diesem Treiben
und will den Kunststoff möglichst meiden.
Ressourcenschonung ist sein Ziel.
Recycling lohnt der Mühen viel.
Hat er jetzt Ruhe? Weit gefehlt.
Man hat das Plastik durchgezählt,
das weltweit unsere Meere flutet.
Fünfzig Millionen Tonnen man vermutet.
Und unser Mensch, was macht er jetzt?
Erst hat er tüchtig sich entsetzt.
Dann hat sein Frühstück er genossen.
Danach hat er sich flugs erschossen.
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