Nr. 187: Das poetische Alpha-Tier

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

der bescheidene Lyriker tritt als Person immer hinter sein Werk zurück. Heute mache ich eine Ausnahme. Im aktuellen Blog besinge ich mich einmal selber. Nicht als Bespiegelung meiner Großartigkeit, sondern, wie es sich gehört, in meiner Zerrissenheit. Aber lesen Sie selbst.

 

 

Man flüstert

 

Ein zierliches Sonetto will ich dichten.

Will setzen Wort an Wort, dass es sich reimt.

Und selbst auf Klugheit werd´ ich nicht verzichten.

Schon jetzt die Schönheit aus den Vers´chen keimt.

 

Auch der Metaphern Kraft will ich beschwören.

Will Bilder malen wie ein Tizian.

Beim Vortrag könnt ihr puren Wohllaut hören.

Mein Text, er schimmert wie feinstes Porzellan.

 

Ach, in der ersten Garde der Poeten

gelt ich nun als poetisch´ Alpha-Tier.

Man flüstert meinen Namen in Gebeten

 

und Frauen wollen jetzt ein Kind von mir.

O schöne Fraun, ich bin ein alter Mann.

So nehmt statt Kindern euch meiner Werke an.

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