Liebe Leserin, lieber Leser,
auch das haben wir der Pandemie zu verdanken: Der Glaube an die Einzigartigkeit der sogenannten deutschen Tugenden wie Fleiß, Disziplin, Organisationstalent, Pünktlichkeit ist dahingeschmolzen, wie der Märzenschnee im Frühling. Nichts haben die bleichen Gesellen in den Amtsstuben auf die Reihe gekriegt, weder Lüftungsgeräte in den Schulen aufzustellen, noch ein verlässliches Statistikmanagement zu entwickeln, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Unsere Gesellschaft ist durch ständiges Wachstumsgerede und die Berufung auf Verdienste der Vergangenheit träge und fett geworden. Wer fett ist, bewegt sich ungern. Körperlich und geistig.
Stellvertretend für die Handlungsträger unserer Republik habe ich mir heute die Verwaltung vorgenommen. Sie sind nicht die einzigen Versager. Nur Geduld, die anderen kommen auch noch dran.
An die Amtmänner dieser Republik
Wo einst die Pflicht des Amt-Manns Tun beseelte,
und Disziplin ihm Müßiggang verwehrte,
wo er das Recht, nicht Paragrafen ehrte
und seine Treu zum Staate nicht verhehlte,
hat jetzt der Schlendrian Quartier genommen.
Dem Knecht gefällt´s, als Herr sich aufzuspielen,
statt demütig durch Akten sich zu wühlen.
Die Schöpfung scheint am Tiefpunkt angekommen.
Rett´ mich o höchster Gott vor Widrigkeiten.
Steh´ vor den Aktuaren hilfreich mir zur Seiten.
Dafür will ich Dir Dankeshymnen singen.
Und wenn das Träge trotzend aufbegehrt,
so rott´ es aus mit Feuer, Lanz und Schwert.
Zum Lob lass ich Dir Ruhmesglocken schwingen.
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