Nr. 196: Hoch der Michel, er soll leben!

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

die Pandemie und mehr noch unsere Außenpolitik in den letzten 10 Jahren haben manche traurige Wahrheit ans Licht gebracht: Wir sind nicht das Superland in Europa oder gar der Welt, für das wir uns lange Jahre gehalten haben.

 

Die Bequemlichkeit ist der Maßstab unseres Handelns, nicht unsere sogenannten Werte. Wir sind im Wohlstand fett geworden, träge im Denken und Handeln. Wir verlassen uns lieber auf andere, als auf uns selbst. Und plötzlich tritt die Wahrheit ans Licht.

 

Wir sind ein Volk der Opportunisten und Trittbrettfahrer. Staat und Bevölkerung sind auf die Erfordernisse der globalen Herausforderungen nicht vorbereitet. Eine unschöne und dennoch richtige Erkenntnis. Ob wir daraus die richtigen Schlüsse ziehen? Die nächsten Wochen und Monate werden es zeigen.

 

Und nun: Wer erkennt sich im folgenden Gedicht? Nur Mut. Sie wissen doch: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung!

 

 

Ein Rat an den deutschen Michel

Dröhnt das Chaos um dich her,

heulen Stürme, zucken Blitze,

schäumt im Zorn das wilde Meer,

folgt auf Kälte trock´ne Hitze…

 

Lieber Michel, sorg dich nicht,

Ruh´ ist erste Bürgerpflicht.

 

Stürzen festgepflanzte Bäume,

ächzen Dach und Balkenwerk,

flutet Regen deine Räume,

schwanken Burgen auf dem Berg…

 

Lieber Michel, schließ die Augen,

was soll hier Empörung taugen.

 

Steigt der Pegel unserer Meere,

schmilzt das Eis an unseren Polen,

plagen uns Insektenheere,

wird die Zukunft uns gestohlen…

 

Lieber Michel, deine Sorgen -

verschieb sie ruhig auf ein Morgen.

 

Hörst du die Kanonen krachen,

siehst du Kinder auf der Flucht,

Starke prügeln auf die Schwachen,

wo du hinschaust Großmannssucht…

 

Lieber Michel, bleib gelassen,

Friede herrsch´ in deinen Gassen.

 

Doch wenn´s kalt in deinen Zimmern,

teurer wird die Energie,

wenn laut Weib und Kinder wimmern,

dem Wachstum droh´ die Havarie…

 

Lieber Michel, end´ die Ruh´.

Jetzt musst du die Stimm´ erheben,

denn der Wohlstand steht dir zu.

Hoch der Michel! Er soll leben!

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