Nr. 162: Und so ging´s hott und wieder hü

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

es ist höchste Zeit. Der Lyrikjoint muss politischer werden. Von jetzt ab. Denn in acht Wochen wird ein neuer Bundestag gewählt. Der Wahlkampf schnarcht vor sich hin. Armins Feixen und Annalenas Schönfärbereien dominieren die Szene. Und Olaf amüsiert sich in der Kulisse.

 

Doch die Auseinandersetzungen kommen. Erinnern Sie sich noch an den 20. November 2017? Da endeten die Sondierungen zur Installierung einer „Jamaica“-Regierung mit dem Spruch von Christian Lindner: „Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu reagieren“. Erleben wir in wenigen Wochen eine ähnliche Situation?

 

Wer die historischen Details vergessen haben sollte, der lese mein folgendes Gedichtchen. Hoffentlich gibt es 2021 keine traurige Neuauflage.

 

 

Nach der Bundestagswahl 2017

 

Man hat gewählt und niemand ist  zufrieden.

Die Volksvertreter granteln vor sich hin:

„Damit lässt sich kein festes Bündnis schmieden.

Die Wahl ist gänzlich ohne Sinn!“

 

„Geschuldet ist´s dem Zufall nur“,

denkt sich das Volk. So war das nicht gemeint.

Was hier uns allen widerfuhr,

dass trennt uns mehr, als es vereint:

 

Ein Bild ist´s, wie nach einer Schlacht,

die niemand hat gewonnen.

Man hat sich Wunden beigebracht.

Der Sieg ist so zerronnen.

 

Erfolgreich war´n die Mitbewerber,

die ihre Wähler frech belogen.

Und so war´n sie die Spielverderber,

auch wenn sich meist die Balken bogen.

 

Nachdem die Sozis sich das Altenteil gewählt,

heißt´s  nun, mit Konkurrenten zu parlieren,

auch wenn es aussieht, wie gequält.

Und nun geht´s los. Wir werden jetzt sondieren:

 

„Der Ausstieg aus der Kohle, der muss sein“.

„Die Umwelt lässt sich so nicht schützen“.

„Die Rente für die Frauen ist zu klein.

Kaum wird´s dem Lebensstandard nützen“.

 

„Der Mindestlohn muss angehoben werden.

Hartz 4 ist Schande für das Land“.

„Sind wir das Paradies auf Erden?

Der Mittelstand geht so zu Schand“.

 

„Jetzt reicht es mit den Asylanten.

Wir wissen nicht mehr ein und aus“.

„Ach was, wenn wir zusammen unsere Kräfte

 spannten, dann gab es immer Platz im Haus“.

 

„Den Reichen geht´s jetzt an den Kragen“.

„Die sind das Rückgrat der Nation“.

„Die Autos sind die größten Plagen“.

„Die sichern unseren hohen Lohn“.

 

Und so ging´s hott und wieder hü.

Vor Kraft, da konnten sie kaum laufen.

Doch letztlich scheuten sie die Müh´,

mit Eifer zusammen sich zu raufen.

 

Und die Moral von dieser Posse?

So merkt schön auf. Das ist kein Droh´n.

Wer heute sitzt auf hohem Rosse,

ist morgen in der Wüste schon.

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