Der magische Moment 

 

Er rührt mich an, die Nervenbahnen zittern. 

Im Hochgefühl der Ahnung pocht mein Puls. 

Wie dürres Laub vom Baum, so fällt mein Alltag 

ab von mir. Ich atme frei, bin wie berauscht 

und frisches Leben keimt in meinen Sinnen.  

 

Ihr fragt mich nach dem Grund? Sind`s Sensationen, 

der Welt geschuldet? Der großen Politik? 

O, nein! Der magische Moment packt mich 

im Kleinen, im Übergang vom Sein zum Schein, 

von Wirklichkeit ins Reich der Illusionen. 

 

Halbdunkel ist`s im Saale. Gemurmel hier, 

ein Wispern dort. Das Publikum, halbschattig 

irrlichternd, noch geistert`s suchend durchs Parkett. 

Noch deckt geheimnisvoll bewegt das rote Tuch 

der Bühne den Ort der Emotionen. 

 

Dahinter ist die Welt wie ein Labor. 

Da müht man sich, man leidet, hasst, man liebt, 

so, wie der Schöpfer aller dieser Szenen,  

der Autor es gerichtet hat als Spiel. 

Ein Spiel, das uns die Brücke schlägt zum Leben. 

 

Man gibt den Karlos, halb Kammerstück, halb 

große Oper. Gespiegelt werd´ ich sehn 

in mir Konflikte zwischen Sohn und Vater, 

das Schwanken zwischen Liebe und Verzicht, 

die Missgunst, die das Vertrauen tötet. 

 

Und da, man löscht das Licht. Ganz stille wird´s.   

Noch bin ich ganz dem Zwischenreich verhaftet.

Doch schon fühl´ ich die sanften Kräfte wirken.

Von Zauberhand gerafft entschwebt der Faltenwurf. 

Der magische Moment ist da. Das Spiel beginnt.

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