Alle Texte in dieser Rubrik sind von den Autorinnen und Autoren ausdrücklich und persönlich für den Lyrikjoint freigegeben.

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Der???

von Andreas Rebers, Kabarettist

 

Es lebt ein Tier, seit langer Zeit

in Feuchtig- und in Dunkelheit.

halb Ding, halb Wurm, der Füße vier,

ein Tier auf das sich gar nichts reimt.

 

Er ist nicht wie die anderen sind,

denn er ist taub und stumm und blind.

Und niemals nie kommt er heraus.

Die Düsternis ist sein Zuhaus.

 

Kennt nicht die Welt, kennt nicht das oben,

er sucht nach Plankton und Mikroben.

Kennt keinen Wind und kennt kein Licht,

nein wie die anderen ist er nicht.

 

Man fragt sich, wie in dunkler Nacht

er sich wohl trifft und Liebe macht.

Ihm wird nicht warm, ihm wird nicht kalt

und hundert Jahre wird er alt.

 

Nie wird er krank, kennt keine Laster,

er schleicht über das Tropfsteinpflaster

und singt sein unheimliches Lied

von Stalagmit und Stalaktit.

 

So lebt er nun seit langer Zeit

in Feuchtig- und in Dunkelheit.

Halb Ding, halb Wurm, der Füße vier.

Ein Tier auf das sich gar nichts reimt.

Der Grottenolm.

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*Andreas Rebers war von 1989 bis 1997  Musikalischer Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig. Rebers ist Autor von Chansons, Liedern und Kabarettprogrammen sowie Komponist von Bühnen- und Schauspielmusiken. Engagements führten ihn nach Hannover, Braunschweig, Krefeld, Basel, Zürich und München. Kabarettgastspiele absolvierte er im gesamten deutschsprachigen Raum. 

Seit 2007 hat er wiederholt Einladungen zu Kabarettabenden im Ausland erhalten, die vom Auswärtigen Amt zusammen mit dem Goethe-Institut oder deutschen Auslandsschulen durchgeführt werden. Hinzu kommen regelmäßige Auftritte in Fernseh-Kabarettsendungen wie Nuhr im Ersten (vormals Scheibenwischer, dann Satiregipfel).

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Ein Gruß vom Freund an Lyrik Joint  

von Dr. Hans-Peter Loch, Wolfenbüttel

 

Über unsre Welt zu dichten,

bräucht’ ich Tonnen von Papier,

Milliarden gäb es an Geschichten

Diesen Stress erspar ich mir.

 

Such mir ein winziges Segment

Und habe auch schon was erspäht,

Eines, was nicht jeder kennt,

Lyrik, Poesie, Poet.

 

Das Wort Poet fällt heute selten.

Carl Spitzweg hat verewigt ihn.

Heute lässt man „Autor“ gelten,

Und „Dichter“ liegt so zwischendrin.

 

Doch ich meine den Poeten,

der ins Wortspiel ist verliebt,

Spaß dran hat, den Reim zu kneten,

Bis sich ein Gedicht ergibt.

 

Vieles was um ihn geschieht.

Der Poet erlebt im Vers.

Reimt alles, was er täglich sieht

Sei’s  zweifelsfrei, sei’s kontrovers.

 

Glücklich können die sich schätzen,

die noch einen solchen kennen,

an seiner Lyrik sich ergötzen.

Hier will ich keine Namen nennen.

 

Die Welt verändert sich zur Zeit.

Find manches gut und vieles schwierig.

Wünsch mir Frieden, wenig Leid

Und den Erhalt von etwas Lyrik.

 

 

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Er reimt sich doch!

von Dr. Hans-Peter Loch, Wolfenbüttel

 

Ein Grottenolm im Höhlendunkel

Kroch langsam über feuchten Stein,

Am Bauch ihn quälte  ein Furunkel,

Für ihn war’s fremd, was konnt’ es sein?

 

Ein Arzt war nicht zu konsultieren,

Denn dieser war noch nicht erfunden.

Doch wollte er auch nicht krepieren,

Und suchte Heilung seiner Wunden.

 

Der Pickel der ihn drückt, pulsiert

Er musste ihn entleeren.

Doch von allein das nicht passiert,

Auch gab’s noch keine Scheren.

 

Unterm Stein, auch in der Pfütze

Sucht er nach scharfem Gegenstand,

Möglichst noch mit  einer  Spitze.

Am Grottensee er schließlich fand

 

Die Reste eines alten Schiffes,

Jahrtausende von Jahren alt,

Opfer eines Grottenriffes.

Ein Schiff, das als verschollen galt.

 

Ein Teil der Reling ragte vor,

Ein Holm aus Holz vorn spitz und scharf,

Der Olm jetzt allen Mut beschwor

Und vorn sich  auf  die Spitze warf.

 

Nachdem sich leerte Blut und Eiter

Gings rasch mit der Genesung weiter.

So rettete ein spitzer Holm

Das Leben diesem Grottenolm.

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Damit wäre das Urteil des geschätzten Andreas Rebers (s. linkes Gedicht) auf das Charmanteste widerlegt (R.S.)                                                          ________________________________________

 

 

 

 

 

 

 

 Lockdownkünstler

von Flix alias Felix Göhrmann*

 

Ich singe alleine

Hier vor mich hin.

Doch alleine singen

Ergibt keinen Sinn.

 

Ein Lied ist Berührung

Aus Nähe gemacht,

Für Dich, uns und jeden,

der weint, liebt und lacht.

 

Aber jetzt, Pustekuchen!

Keiner hört zu.

Kein Mensch applaudiert

Oder schreit lauthals „Buh!“

 

Doch ich singe weiter,

auch wenn’s nicht leicht fällt.

Denn ohne Musik

Ist es still in der Welt.

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 * Flix  ist ein deutscher Comiczeichner, -autor und Cartoonist. Flix publiziert für verschieden Verlage, u.a. für Carlsen, Saarbrücker Zeitung, Spiegel online, Berliner Tagesspiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung.  Zum 80-jährigen Jubiläum von „Spirou“ kam  in Berlin von Flix  erstmals ein Spirou-Band eines deutschen Zeichners in den Buchhandel.

Weitere Preise: Swiss Cartoon Award 2004 für die Verflixt!-Reihe (Zeitungsstrips),Stuttgart Cartoon Award 2007,PENG! – Der Münchner Comicpreis 2009 als „Bester deutscher Comic“ für Der Swimmingpool des kleinen Mannes, 2012 Max und Moritz-Preis, Rudolph-Dirks-Award 2016 in der Kategorie Social Drama / Slice of Life für Schöne Töchter, Rudolph-Dirks-Award 2016 in der Kategorie Literary Adaption für Münchhausen – Die Wahrheit über das Lügen (mit Bernd Kissel),PENG! – Der Münchner Comicpreis 2019 als „Bester deutscher Comic“ für Spirou in Berlin.

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Ein kluger Mann

von Achim Amme, Bremen*

 

Ein kluger Mann ist der Chinese

nicht ganz so klug Tante Therese

jedoch der Onkel Theodor 

der kommt mir noch viel dümmer vor.

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* Achim Amme  ist ein  deutscher Autor, Schau- spieler und Musiker. Seit 1978 arbeitet er als freier Autor u. a. mit Beiträgen zu zahlreichen Anthologien. Er schrieb Satiren für die Süddeutsche Zeitung (1997–2001) und arbeitete als Lektor für den Stern und das ZDF (1995–2008). Bis heute tourt er mit diversen Live-Programmen durch Deutschland, teils mit eigenen, teils mit fremden Texten und Liedern. Die Schwäbische Zeitung schrieb: „Der Leise unter den Lauteren.“

1993 erhielt er einen neunmonatigen Stipendiumsaufenthalt auf dem Künstlerhof Schreyahn. Seit 1997 ist Amme vermehrt auch als Schauspieler für Film und Fernsehen tätig.

Achim Amme ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS) und Joachim-Ringelnatz-Preisträger.

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Das Mitmachetwas

von Klemens Schürholz, Braunschweig

 

Ob edle Lyrik, sanfter Joint,

was tut man nicht für einen Freund?!

Wenn's herbstens abends früh wird duster,

du, wartend auf den Impfungs-Booster,

mit Lyrikjoint den Geist durchspülst,

und wohlig warm damit dich fühlst,

auch edle Zeilen so noch erbst,

dann lob’ ihn laut, den Lyrik-Herbst.

 

Wenn später dann wird’s wieder heller,

die Glieder werden auch schon schneller,

bleibt Lyrik, selbst auch ohne Joint,

ein liebevoll begleitend Freund. 

 

3B

 

Breitbeinig bayrisches Brunftgehabe,

talkshowpolitisches Rumgelabere,

dialektischer Unsinn ziert das Sagen,

egal was ist, nur wir recht haben.

Nur unsere Meinung, die ist richtig,

mag sein, dass morgen sie nicht wichtig.

Die Hauptsach‘ ist, ohn‘ Konkurrenz,

bleibt‘s bayrisch politische Kernkompetenz.

 

Gell?

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Die Gier

von Wilfried Schmickler*

 

Was ist das für ein Tier, die Gier?

Es frisst an mir,

Es frisst in dir,

Will mehr und mehr

Und frisst uns leer.

 

Wo kommt das her,

Das Tier, und wer

Erschuf sie nur,

Die Kreatur?

 

Wo ist das finstre Höllenloch,

Aus dem die Teufelsbestie kroch,

Die sich allein dadurch vermehrt,

In dem sie dich und mich verzehrt?

 

Und wann fängt dieses Elend an,

Dass man genug nicht kriegen kann

Und plötzlich einfach so vergisst,

Dass man doch längst gesättigt ist

Und weiter frisst und frisst und frisst?

 

Und trifft dann so ein Nimmersatt

Auf jemanden, der etwas hat,

Was er nicht hat und gar nicht braucht,

Dann will er’s auch.

 

Wie? Das soll’s schon gewesen sein?

Nein, einer geht bestimmt noch rein!

Und überhaupt - da ist doch wer,

Der frisst tatsächlich noch viel mehr.

Und plötzlich sind sie dann zu zweit:

Die Gier und ihre Brut der Neid.

 

Das bringt mich noch einmal ins Grab,

Dass der was hat, das ich nicht hab,

Dass der wo ist, wo ich nicht bin,

Das will ich auch, da muss ich hin!

 

Warum denn der?

Warum nicht ich?

Was der für sich,

Will ich für mich!

 

Der lebt in Saus

Und lebt in Braus

Mit Frau und Hund und Geld und Haus

Und hängt den coolen Großkotz raus.

 

Wahrscheinlich alles auf Kredit,

Und unsereiner kommt nicht mit.

Der protzt und prahlt

Und strotzt und strahlt.

Wie der schon geht.

Wie der schon steht.

Wie der sich um sich selber dreht.

 

Und wie der aus dem Auto steigt

Und aller Welt den Hintern zeigt.

 

Blasierte Sau!

Und seine Frau

Ist ganz genau

So arrogant

Und degoutant!

 

Und diese Blagen,

Die es wagen

Die Nasen so unendlich hoch zu tragen!

 

Dann hört er aber auf, der Spaß! -

So kommt zu Neid und Gier der Hass

 

Und sind die erst einmal zu dritt,

Fehlt nur noch ein ganz kleiner Schritt,

Bis dass der Mensch komplett verroht

Und schlägt den anderen halbtot.

 

Und wenn ihr fragt:

 

Wer hat ihn bloß so weit gebracht?

Das hat allein die Gier gemacht!

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Es gibt den Text in einem Buch: Wilfried Schmickler „Es war nicht alles schlecht“   erschienen bei WortArt. 

Oder gesprochen auf CD: Wilfried Schmickler „Weiter“ ebenfalls erschienen bei WortArt

Wilfried Schmickler * ist ein deutscher Kabarettist. Er absolviert rund 120 Live-Auftritte pro Jahr. Von 1992 bis 2020 war er ständiger Mitwirkender der WDR-Kabarettsendung Mitternachtsspitzen. Für den WDR 2 ist Schmickler als Autor satirischer Radiobeiträge tätig. Schmickler engagiert er sich für soziale Gerechtigkeit und ist Mitglied im Sozialverband Deutschland (SoVD), dessen sozialpolitische Arbeit er durch Auftritte bei Veranstaltungen des SoVD unterstützt. Auszeichnungen: Deutscher Kleinkunstpreis, Prix Pantheon, Deutscher Kabarettpreises, Deutscher Kleinkunstpreis, Salzburger Stier, Tegtmeiers Erben, Bayerischer Kabarettpreis.

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Die Aluminium - Lösung

von Hartmut Schulz 

 

Hallo, ich muss euch mal was sagen

man darf Aluhüte nicht mehr tragen,

weil, Aluminium macht dumm,

wie ich gelesen habe.  Warum?

Aluminium ist nämlich ein Material,

das besteht aus einem Metall

gefüllt mit schädlichen Atomen,

voller Prot- und Elektr-onen

und dann auch noch jeweils 13 (!) davon.

Das bedeutet, dass solch eine Kombination für das Gehirn

nur Unheil bringt und so vernünftig zu denken, nicht mehr gelingt.

Aber, ich habe gelöst, wie man

diesem Unheil entgehen kann,

und diese Lösung, ich sag sie euch hier 

ist ein Hut, gebastelt aus Silberpapier!

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Corona hat uns fest im Griff

von Annelies Petsch, WF-Halchter

 

Corona hat uns fest im Griff

den zweiten Winter wenig Spaß und Pfiff

Boostern, 2G und testen, testen

alles nur zu unsrem Besten.

Einkauf und auch die Kultur

alles geht mit Regeln nur!

Termine beim Test sind ausgebucht,

egal, wo man im Netz auch sucht (ausser in Halchter 😉)

Berge von Plastik fallen an,

die kein Mensch gebrauchen kann.

Wo sind unsere Klima-Kinder?

Kein Aufschrei hier aus ihren Mündern

Greta, Luisa und Ihre Schar

bleiben still und unsichtbar!

Kein Protest gegen Impfverweigerer. Man sah

die uns eingebrockt dìe ganze Misere da.

Man protestiert nur, wenn's gefällt

- doch damit rettet man nicht die Welt!

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Was ich will...

von Angelika Soluk*

 

Immer auf der Suche

ständig unterwegs

immer unter Vielen

selten bei mir selbst

Immer auf der Suche

selten am Ziel

Das schlägt mit Leid zu buche

das wird auf Dauer zuviel.

 

Du fragst mich was ich will

ich kann das oft nicht sagen.

Soviel Fragen sind in mir

Es tut oft weh mich selber anzusehn.

 

Ich will nicht kämpfen,

nicht mit anderen, nicht mit Dir und nicht mit mir.

Meine Ellenbogen sind dafür zu schwach.

Aber Vieles lässt sich nicht so dämpfen

und bleibt trotzdem ständig in mir wach.

 

Ich will bei Dir sein

und trotzdem bei mir bleiben.

Ich will endlich angekommen sein.

Ich will nicht um Liebe betteln müssen,

ich will oft einfach nur viel küssen,

mich im uns verlieren und im Kopf mal abgeschaltet sein.

 

Ich will nicht mehr Alles tragen müssen

meine Schultern sind dafür zu schwach.

Lass uns das zusammen wagen,

vielleicht werden unsre Kräfte dabei wach!

 

Ich will mir nicht mehr die Zähne an so Vielem ausbeißen müssen.

Meine Zähne sind dafür zu schwach.

Stattdessen möchte ich viel, viel lieber viel mehr küssen,

vielleicht wird Liebe in uns wach!

 

Ich will nicht immer Erwartungen erfüllen,

statt dessen mag ich gern` Erwartung fühlen

Ich will gewollt sein ,

mit all meinen Macken,

dann könnte ich das Leben vielleicht packen.

Ich will mich nicht ständig verbiegen,

lieber lieben! 

 

Ich wollte nie erwachsen werden,

irgendwann muss man das dann wohl,

Mein inneres Kind das lässt sich nicht verbergen

und ich fühl` mich trotzdem mit ihm wohl.

Ich will auch mal verträumt und albern sein,

aber nicht allein! 

 

Ich würde gern nicht soviel grübeln müssen.

Mein Kopf ist dafür viel zu schwach.

Ich würd` mir selber gern nicht soviel verübeln

und wäre so gerne nicht nur in den Nächten wach! 

 

All das was ich oft so schlucken muss,

will ich so oft gar nicht verdauen.

Mein Magen ist dafür zu schwach!

Ich würd` es gerne Manchem um die Ohren hauen,

dann hätt` ich oft viel weniger Verdruss!

  

Ich wär gern mutig, tapfer und entschlossen,

stark, erfolgreich, schlank und schön noch obendrein.

Ich kann Dir all dies so nicht bieten,

Mein Ich ist dafür viel zu schwach.

Allein mein Herz, das kann so sein.

Das würd` ich Dir  so gerne schenken

und hoffen, es darf ewig bei Dir sein.

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* Angelika Soluk betreibt mit ihrem Mann den Kulturraum ARTmen in Abbenrode, der gemeinsam gestaltet werden soll. Ein Raum für Musik, Fotografie, Malerei und Lesungen, der für Alle eine Bereicherung darstellen soll.

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