Der Besuch 

 

Warum denn jetzt? So lange aufgeschoben. 

Nun gut, dann soll er kommen, wenn er will. 

Entfernt bekannt. Wohl eher Pflicht als Neigung. 

Ich grüb´le nach… Verschwommen die Konturen. 

Gemeinsames? Man kennt sich kaum. 

 

Nur keine Umständ´, es liege auf dem Weg, 

er freue sich. Freu´ ich mich auch? 

Wenn ich es recht bedenk, ist´s doch vertane Zeit. 

Vermisst hab ich ihn nicht. 

Was also soll´s? 

 

Nur auf ein kurzes Treffen, gut. 

Ich zeig das Haus, den Garten, meine Enkel. 

Ein Gläschen Wein. Nein, nur Kaffee. 

Dann wird er geh´n beizeiten. 

Vielleicht wird es ja trotzdem amüsant… 

 

Er wirkte unverbindlich, routiniert. 

So, als ob es etwas abzumachen gälte. 

Nun ja, ich wusste, dass er kommt. 

Doch wenn ich´s recht bedenk, ich mag ihn nicht. 

Krank werden, ausgehn, schnell verreisen? 

 

Dann ständ er vor der Tür, vergeblich. 

Und meldet flugs erneut sich an. Nein, nein. 

Ich lass ihn rein. Wir plaudern. Fertig ist´s. 

Wie mag er aussehn? Die Stimme, seltsam irgendwie… 

Ein Flüstern, fast gezischelt, als ob er keine Zähne… 

 

Ach was, der hat auch seine Jahre, so wie ich. 

Da zwickt´s nun mal. Ein gutes Thema fürs Gespräch. 

Doch warum sollt´ ich…? Nein, ich will nicht sprechen 

über mich, schon gar nicht mit dem Fremden. 

Ich sperr´ihn aus, verhalt mich still, dann wird er geh´n. 

 

War da ein Klopfen an der Türe? Zögernd, leise… 

Nein, nichts zu hören. Alles still. Mein Herz klopft laut. 

Doch jetzt, da wieder ein Geräusch, nur lauter, hämmernd. 

Ist er das? Nicht jetzt, o nein! 

Splittert da Holz? Es dröhnt…. Er ist´s! 

 

Ich habe doch noch so viel…..

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