Krisonett 

 

Tagebuch vom 7. Februar 2018 

 

Mein Hirn ist trocken, weg sind die Ideen. 

Je mehr ich denke, mich bemüh´ zu dichten, 

je karger wird´s. Vom Stil ganz abgesehen. 

Der holpert sich in Wendungen, in schlichten. 

 

Wo steht, dass man Gedichte drechseln soll? 

Gibt´s ein Gesetz, das zwingt den Mensch zum Reimen? 

Ich glaub´, ich nehme Abschied ohne Groll. 

Nicht öffentlich, nein, nein, ganz im Geheimen. 

 

Und meine Werke werfe ich ins Feuer, 

Balladen, Sinngedichte und Gesänge. 

Dass sie mir alle wert sind, lieb und teuer

  

geht unter nun im lyrischen Gedränge 

der vielen, die kühn den Pegasus gezäumt. 

Mein Fazit: Sliepen hat den Platz geräumt. 

 

 

Tagebuch vom 2. Juni 2018

 

Nun endigen? Ich glaub mir selber kaum. 

In das Gebüsch wollt´ ich den Griffel schmeißen? 

Nie mehr spazieren  zwischen Tag und Traum? 

Mir bunte Bilder aus der Seele reißen? 

 

Ich hab mich in die Poesie verknallt. 

Einsam und froh am Schreibtisch grübelnd sitzen, 

zu spüren, wie der Tag in mir verhallt, 

und mich im Kampfe um das Wort erhitzen, 

 

das sind Momente, die mein Leben adeln. 

Hoch lodernd wird die Leidenschaft erglüh´n 

und wegen Kleinmut wird mich keiner tadeln. 

 

Ab jetzt lass ich die Phantasie erblüh´n 

nicht nur im Frühling, auch in Eis und Schnee. 

Der Feigheit sag´ für immer ich Adé.

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