Mein Kind
Ich hab ein Kind gezeugt in heißen Nächten.
Mit wem? Ihr ahnet´s nicht, mit mir, mir selbst.
Es ist die Frucht der Leidenschaft zum Leben,
zum Staunen, Grübeln, Ahnen, Wissen, kurzum,
zum kuriosen Auf und Ab der Welt.
Bei weißem und bei rotem Trunk entstand´s.
Mal lief´s so so. Mal war´s ein übles Ringen.
Mal fühlt ich mich entleert, ganz ohne Saft,
dann wieder muskelstark als Überflieger,
dem neidlos flicht die Nachwelt Lorbeerkränze.
Und schließlich war´s vollbracht. Ich hab´s geboren
unter Schmerzen. Da liegt es nun - mein Kind.
Im fahlen Licht des Tages starrt´s mich an,
ich starr zurück, geplagt von Stolz und Zweifeln.
Wer wird ihm nun den Platz im Leben ebnen?
Ich hab ihm mitgegeben, was ich kann.
Im rauen Wind muss es sich selbst behaupten.
Dem Mainstream mutig sein Profil zu zeigen,
und sei es noch so eingewurzelt in der
Tradition, dazu braucht´s alles - was es hat.
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