Die Vermessung der Welt - Ein Mitmachgedicht

 

Die Spezies

 

Die Menschheit teilt sich ewig schon

in Onkel, Tante, Tochter, Sohn.

In Große, Kleine, Dünne, Dicke.

In Schöne, Plumpe, Krumme, Schicke.

 

Dann gibt es Weiße, Braune, Schwarze.

Menschen mit und ohne Warze.

Der eine hat der Beine zwei.

Einbeinige sind auch dabei.

 

Die meisten Menschen können sehen.

Der Blinde muss am Stocke gehen.

Der Kranke hustet zähen Schleim

und bleibt trotz Frühlingsluft daheim.

 

Dagegen sind meist die Gesunden

völlig frei von Arztbefunden.

Im Alter darf man nichts erhoffen.

Der Jugend steht die Zukunft offen.

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Die Spiritualität

 

Die Christen lieben Gott den Herrn.

Die Moslems haben Allah gern.

Messias heißt der Gott der Juden.

Gefürchtet werden meist die Druden.

 

Zur Kirche rennen die Bigotten.

Der Atheist tut sie verspotten.

Dagegen sind die lauen Beter

meist opportunistische Vertreter.

 

Der Papst in Rom trägt Frauenkleider

und ist so modisch aus dem Schneider.

Ob knieverspielt, ob hochgeschlossen,

nie ist unser Franz verdrossen.

 

Die Mode war dem Martin Luther,

dass, was dem Bürger ist die Butter.

Nur Bäffchen trägt der Herr Pastor

und kommt sich trotzdem modisch vor.

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Die Guten und die Bösen

 

Den Mammon beten an die Reichen.

Die Armen müssen preisvergleichen.

Der Pensionist ist gut versorgt.

Der Rentner lebt, nur wenn er borgt.

 

Da gibt es die, die Kriege führen

und jene, die dem Streit abschwüren.

So wogt der Kampf voll Hass und Wut.

Wer ist hier böse, wer ist gut?

 

Im Regenwald, da stirbt die Erde.

Jawohl, damit dort Soja werde.

Fürs Klima sind das Trauerspiele.

Wir roden nur für Wachstumsziele.

 

Im Plattenbau der Mieter zittert.

Der Spekulant Rendite wittert.

Er baut moderne Bäder ein.

Schon flattert der Entmietungsschein.

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Ansichtssachen

 

Der Nomade wohnt in Zelten.

Der Städter lässt nur Häuser gelten.

Das Dorf, das ist das Paradies.

Das finden Großstadtbürger mies.

 

Die einen sammeln Ansichtskarten,

wie manche Samen für den Garten.

In Japan sind gebrauchte Schlüpfer,

dass, was ein Ghom für Teppichknüpfer.

 

Der eine steht um sechs Uhr auf.

Der Andere pellt ein Ei sich drauf

und schläft so lang es eben geht,

wie er uns ehrlich eingesteht.

 

Hier sind die Menschen, die gern Baden.

Die Anderen zeigen ungern Waden

im öffentlichen Schwimmbetrieb.

Sie haben ihre Wanne lieb.

 

Der tote Christ auf Wolke sieben

kann sich in Bach-Chorälen üben.

Der Selbstmordattentäter frönt indessen 

seinen Sexualinteressen.

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Diversität

 

In Japan hat man schwarze Haare.

Sie werden grau im Lauf der Jahre.

Blond sind die Schweden allesamt.

Die Iren sind in rot entflammt.

 

Da sind die mit dem vollen Haar

und jene ohne Flaum fürwahr.

Doch diese haben auf dem Haupt

sich teure Toupets angeschraubt.

 

An jedem Abend einen Krimi,

das schauen Franz und seine Mimi.

Dagegen hören Tom und Grete

Sinfonisches auf der Trompete.

 

Da gibt es Leute, die vergrämt.

Ein Anderer sich nach Trubel sehnt.

Manch Ehemann verschmäht Radau.

Ohn´ Unterlass schwatzt seine Frau.

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Klimawende

 

Fürs Tempolimit gibt’s Applaus.

Das ist für viele höchster Graus.

Dann eben Stopp der Fliegerei.

Schon schreit man: Das ist Barbarei.

 

Nichts gegen eure Klimawende.

Doch dafür leiden ohne Ende?

Das tu ich nicht, ich freier Mann.

Wollt ihr verzichten? Fangt doch an!

 

Einen Hass auf die Fossilien

findet oft man in Familien.

Stattdessen lieben Windturbinen

Söhne, Neffen und Cousinen.

 

Der Eisbär denkt, o Scheiße!

Wo ist das ganze Weiße?

Eisfrei ist das Kattegat.

Frankfurt am Main wird Hafenstadt. 

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Individualisten

 

Die Einen glänzen mit Textil.

Den Anderen sagt der Putz nicht viel.

Mozart ist beliebt bei Greisen.

Der Fan verlangt nach Silbereisen.

 

Hier stählt der Sportler seine Formen.

Der Faule verachtet jede Normen.

Für Berge schwärmt der Aktivist.

Die Nordsee liebt der Naturist.

 

Da gibt es jene, die gern morden

in Süden, Westen, Osten, Norden.

Doch können unsere braven Finnen

dem Töten nicht viel abgewinnen.

 

Der Russe, der tanzt Kasatschok.

Der Deutsche liebt den harten Rock.

Der Spanier singt voll Liebesglut.

Griechen tut Sirtaki gut.

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Sex

 

Ich fühle mich nicht ganz genau

gut einsortiert bei Mann und Frau.

Bin androgyn und etwas Zwitter.

Das ist doch einfach! Potz Gewitter.

 

Bekümmert spricht der Genderqueere,

verletzt mich nicht bei meiner Ehre.

Ich bin halt so, wie Gott mich schuf.

Ich bitt Euch, achtet meinen Ruf.

 

Die einen haben Mädchen lieb.

Die Anderen den Handbetrieb.

Nur oben liegen wollen welche.

Ihr Vorbild sind die wilden Elche.

 

Bekümmert murmelt der Diverse,

mein Sex ist die Achillesferse.

Ich wollt´, ich bummste ebenso,

wie alle Leute mit Niveau.

 

Der Sex bei kalten Minusgraden

kann des Beischlafs Lust nicht schaden.

Doch Matjes vor dem Höhepunkt

verhindert oft, dass es hier funkt.

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                                                 Und was fällt dir zum Thema ein?

                                                 Es muss ja nicht wie Goethe sein.

                                                 Reim einfach, wie es dir gefällt.

                                                 So einfach wirst Du hier zum Held.

 

 

 

 

Schreiben Sie an sliepen-denkte@kabelmail.de

oder direkt an

www.lyrikjoint.de

Auf der nächsten Seite wird Ihr Gedicht stehen! 

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