Diese Reihe (bisher 100 knackige Pfarrersprüche) befasst sich in liebevoller Form mit dem Alltäglichen. Mit Menschen. Situationen. Ritualen. Ich will hinter die Fassade schauen. Großes auf Normalmaß zurechtstutzen. Falsche Würde entlarven.

 

Vorhang auf: Voilá Hier spricht der Pfarrer!

 

1. Berufsgeheimnis

 

Die Wohnung, die ich stets bewohnt,

so sagt der Pfarrer sehr betont,

 

die muss, ob groß, ob klein,

tief unten im Parterre sein.

 

Mein Hobby ist, Ihr wisst´s genau,

mich weit zu lehnen aus dem Bau

 

und predigen, was gut, was böse.

Fall ich hinaus, gibt´s kein Getöse.

 

2. Nein

 

Der Pfarrer meint, die Ökumene

gehöre längst in Quarantäne.

 

Verbinden könnten sich doch nur,

zwei Dinge ähnlicher Statur.

 

Der Glaube wäre kein Problem.

Doch alles andere als bequem

 

wär´n Stellenplan und CEO.

Fusion mit Protestanten? No! 

 

3. Ich hab´s 

 

Der Pfarrer zur Gemeinde spricht: 

Ich hab das Kreuz, Ihr habt es nicht. 

 

Und deshalb seg´n ich mich als Ersten.                                         

Für mich ganz leicht, vor Gott am schwersten. 

 

Das ist kein Grund für Selbstkritik. 

So ist nun mal der Katholik.

 

4. Deputat

 

Der Pfarrer sagt, das Goldene Blatt

ersetz ich durch mein Deputat.

 

Statt Delikatem auf Papier

hab ich die Beichte nah bei mir.

 

Was mir die Leut´ zu hören geben,

ersetzt mit glatt mein Liebesleben.  

 

 

5. Monopolist

 

Der Pfarrer ringt entsetzt die Hände,

Musik von Schubert* ist das Ende

 

der katholischen Religion.

Der Mensch spricht unserem Credo Hohn.

 

Wir sind nun mal Monopolist.

Wer´s nicht bekennt, der ist kein Christ.

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* Noch heute dürfen die grandiosen Messvertonungen

von Franz Schubert nicht im Ritus der katholischen Messe

aufgeführt werden. Der Grund: Schubert vertonte wegen

seines universellen Religionsverständnisses

nicht die Zeile des Credos: “Et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam” 

(Ich glaube an die eine heilige katholische und apostolische Kirche).

 

6. Schlager

 

Vor Freude unser Pfarrer schnauft,

Wir sind zu Weihnacht ausverkauft.

 

Wie jedes Jahr zu dieser Zeit,

heißt die Parole „Mehrarbeit“.

 

Wir liefern für Klein-Klaus und Resl

den Jesus mit und ohne Esel.

 

Womit hier zu beweisen ist,

ein Schlager ist der heil´ge Christ.

 

7. Nicht verkehrt

 

Der Pfarrer spricht: In meiner Brust

da wohnet Gott, doch auch die Lust.

 

Für mich ist´s Zölibat abstrakt.

Ich helfe mir mit Kurzkontakt.

 

Denn meine angeborene Empfindung

spricht eher gegen Dauerbindung.

 

Und das, was man beim Beichten hört…

…das Zölibat ist nicht verkehrt.

 

8. Ohne Groll

 

Der Pfarrer meint ganz ohne Groll,

die Kirchen sind nicht grade voll.

 

Doch wenn ich´s einmal recht bedenke,

will ich denn wirklich volle Bänke?

 

Der Botschaft tät die Sache gut.

Das woll´n wir alle, absolut.

 

Doch wenn zu Gott die Massen drängeln,

muss ich die Mehrarbeit bemängeln.

 

9. Ehrlich

 

Der Pfarrer sagt, ich bin bescheiden.

Der schwarze Rock, der soll mich kleiden.

 

Doch wär der letztlich auch entbehrlich.

Da bin ich wie ein Christ ganz ehrlich.

 

Doch eines, glaubt mir, das muss sein.

Nie geh ich ohne Heil´genschein.

 

10. Unsinn

 

Wütend unser Pfarrer spricht,

der Papst in Rom versteht mich nicht.

 

Wenn ich die fetten Haxen schmähe,

dann bin ich keine Koryphäe.

 

Mit hohlem Blick und leerem Bauch,

da bin ich wie ein leerer Schlauch.

 

So pfeift man Sündern nicht den Marsch.

Da geht mein Image in den Arsch.

 

11. Zu klein

 

Der Pfarrer ringt entsetzt die Hände:

Dieser Ratschlag spricht doch Bände.

 

Wie sollen Frauen Priester sein?

Das Hirn der Frau ist viel zu klein.

 

An Jesus kommt die Frau nicht ran.

Den Draht zu Gott -  hat nur der Mann.

 

 

12. Hilft nix

 

Der Pfarrer sitzt beim Gänsebraten,

und denkt, der ist mal gut geraten.

 

So knusprig, bräunlich sein Profil.

Dagegen wettert kein Konzil.

 

Bevor er sich das Fleisch reinstopft,

er schuldhaft sich ans Brustbein klopft:

 

Und wenn ich auch die Armen achte,

es hilft doch nichts, wenn ich verschmachte.

 

 

13. Vorsicht

 

Da spricht der Pfarrer arrogant,

Vorsicht vor dem Protestant.

 

Der macht sich größer als er ist.

Im Kern ist er Minimalist.

 

Denn Lutheraner sind wohl kaum

ein allumspannter Kirchentraum.

 

Und deren Bischöfe sind eher

nur bessere Bürovorsteher.

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14 Allein 1

 

Der Pfarrer rauft sich in den Haaren.

Mir ist ein Unrecht widerfahren.

 

Da war ich nett zum kleinen Klaus.

Schon dreht man einen Strick mir draus.

 

Die Welt, die sagt, ich sei ein Schwein.

Ich fühlte mich doch nur allein.

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15 Allein 2

 

Und, sagt der Pfarrer rabiat,

ins Kloster soll ich für die Tat.

 

Und zahlen soll ich obendrein

Schmerzensgeld, ich ganz allein!

 

Da mach ich´s so, wie´s tat VW.

Das tut dem Staat und mir nicht weh.

 

Wofür gibt´s denn die Kirchensteuer? 

Das Bistum zahlt´s. Das ist nicht teuer.

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