Nr. 225: Ich schwör´s bei meinem roten Haar

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

heute lesen Sie eine Fabel. In einer Fabel wird durch tierische Handlungsträger, im aktuellen Fall durch einen gerissenen Fuchs, eine Moral vermittelt.

 

Der räuberische Fuchs, der auf frischer Tat ertappt wurde, verteidigt sich in einer Pressekonferenz vor seinen Anklägern und Opfern. Der Höhepunkt der Verteidigungsrede des Fuchses ist sein Angebot, die polizeilichen Ermittlungen gegen sich selbst zu führen. Ein starkes Stück! In unserem Rechtsstaat gilt der eherne Grundsatz:

 

                    Wer beschuldigt wird, kann nicht in eigener Sache ermitteln!

 

Wer den Bezug zur Realität nicht gleich parat hat, der lese den Pressetext des NDR* unten.

 

Und nun viel Vergnügen!

 

 

Eine tierische Pressekonferenz

 

Der Fuchs reibt sich das Blut vom Schlund

und sagt: „Ich leugne hier nicht den Befund.

Es ist passiert, ich bin betrübt.

Im Lügen bin ich nicht geübt.

 

In ihrem Blut die Gänse liegen.

Sie sind im Tode sehr verschwiegen.

Erzählen können sie uns nicht,

das Lieb zu ihnen ist mir Pflicht.

 

Wir Füchse haben sie bewundert.

Wir Füchse haben etwa hundert

- ich will mal sagen - gern betreut.

Das hat uns mehr als sie gefreut.

 

Dabei sind Fehler mir passiert

und Defizite, die geniert

die ganze brave Fuchsgemeinde.

Ich suchte Freunde und nicht Feinde.

  

Niemals ließ eine Gans ihr Leben,

fuhr fort der Fuchs mit innerem Beben,

weil jemand von uns grausam war.

Ich schwör´s bei meinem roten Haar.

                                                                    

 

 

 

Vielleicht war ich als Chef bereit

zu einiger Nachlässigkeit.

Ich, schluchzt der Fuchs mit Tränenaugen,

konnt´ nie zu solch Verbrechen taugen.

 

Vertuscht? Das hab´ ich. Zugegeben.

Doch Recht gebeugt? Niemals im Leben.

Wer zu sehr eine Gans betreut,

dem hab ich Einsicht eingebläut

 

und zu den Nachbarn ihn geschickt.

Schon war beendet der Konflikt.

Falls jemand Leid geschehen ist,

bitt´ ich um Gnad´ als wahrer Christ.

 

Das war´s? Dann darf ich wohl…

Was hör ich da? Ich Fuchs, ich soll…

Ich soll als Chef mein Amt verlassen?

Der Fuchs in Rom würd´ mich drob hassen.

 

Als Bistumsfuchs bin ich bereit,

mich zu befragen jeder Zeit.

Ich selbst ermittle gegen mich.

Da bin ich wie ein Wüterich.

  

 


                                                     Kein Widerspruch! Wir sind am Ende.

                                                  Schaut bitte in die Abschlussbände

                                                    Sind fertig in zwei Jahren schon.

                                                    Dann bin ich gerade in Pension."

                                                      _________________________________

          Bischof Bode bittet Missbrauchsopfer um Entschuldigung am 3.12.2010 im Osnabrücker Dom Foto NDR

 

Lassen Sie sich nichts vormachen. Die selbst ernannten Gerechten unter uns

sind oft die größten Filous. Eine erfolgreiche Arbeitswoche wünscht Ihnen

 

Ihr

 

Rainer Sliepen

 

 

 

 

 

 

*)BISCHOF BODE BITTET UM VERGEBUNG - LAIEN FORDERN RÜCKTRITT

NDR, Stand: 22.09.2022 20:55 Uhr

 

Eine Studie zu Missbrauch im Bistum Osnabrück belastet Bischof Bode persönlich. Eine katholische Laieninitiative fordert nun dessen Rücktritt. Der Zwischenbericht der Studie von der Universität Osnabrück zeige "erhebliche Defizite und schwerwiegende Fehler" auf, "die zum großen Teil in meiner Amtszeit gemacht worden sind. Dafür trage ich die Verantwortung. Ich selbst habe in einigen Fällen fahrlässig gehandelt", sagte der katholische Geistliche. "Es geschah niemals in der Absicht, vorsätzlich zu vertuschen und das Recht zu beugen. Ich bitte alle, denen aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse noch größeres Leid geschehen ist, als sie bereits zuvor erlebt haben, um Vergebung." Die katholische Laieninitiative "neuer Anfang" forderte unterdessen Bodes Rücktritt.

"Meine Glaubwürdigkeit ist schwer beschädigt", sagte Bode. "Ich habe mich entschieden, in meiner verbleibenden Amtszeit mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts in zwei Jahren zu stellen." Ein Rücktritt und die damit verbundene Vakanz würde den Prozess der Aufarbeitung verzögern, so Bode.