Nr.16: Blätter fallen, Nebel steigen

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

Herbst – die Zeit der Abschiede und der Anfänge. Eben noch sengende Mittagsglut und schon saugt die Heizung gierig Energie aus unseren Brennstofftanks. Herbst – die Zeit der Metaphern. Der kürzer werdenden Tage, die an das Ende der Lebenszeit erinnern. Zeit der Erstarrung. Düsternis und Kälte. Endzeitstimmung. Mahnend und voller wehmütiger Melancholie. Aber auch die Zeit langer gemütlicher Abende und kuscheliger Gemeinsamkeiten. Jeder hat seinen eigenen Herbst. So, wie ich auch. Hier sind meine lyrischen Herbstgedanken.

 

Herbstliches Ade

 

Es ist soweit. Wir müssen scheiden.

Wir ahnten es und trotzdem tut es weh.

Die Koffer sind gepackt. Du reist. Ich bleibe.

Noch lange werd´ ich an die goldnen Zeiten denken.

 

Kein bittres Wort fiel zwischen uns,

obwohl wir beide um die Schatten wissen,

die jetzt die Zukunft überdunkeln.

Der letzte süße Kuss schon war ein herbstliches Ade.

 

Ein Hauch von Dir bleibt als Erinnerung.

Dann, wenn nach durchwachter Nacht mir

Morgenfrische sanft die Stirne kühlt

und erste Sonnenstrahlen glitzernd sich im Taue brechen.

 

Doch atmet alles Abschied in sich selbst.

Die späte Mittagsglut ist nur ein Abglanz schöner Tage,

die endlos sich im Sommerglücke dehnten.

Du wusstest mehr, doch schwiegst Du liebevoll.

 

Auch ich hab nie von Wehmut Dir gesprochen,

die tief in meinem Innern wohnt. Nun ist´s vorbei.

Bald fallen Blätter, Nebel steigen, ich bin allein.

Und doch: Ich weiß, ein neues Morgen steigt herauf.