Liebe Leserin, lieber Leser,
Stille ist ein wesentliches Element in der Kunstmusik. Das Gehörte will verarbeitet werden. Wenigstens für
einen kurzen Augenblick des Innehaltens. Den Tönen nachlauschen, sie verlöschen lassen. Doch diese Atempause ist dem sensiblen Konzertbesucher selten vergönnt. Applaus, Aufschreie, Pfeifen – weg
ist er, der so kostbare Moment des mit sich Alleinseins. Dennoch formuliere ich hier eine vermutlich vergebliche Hoffnung. Ihr Störenfriede, lest:
Herzliche Bitte
Kaum, dass der letzte Vers gesprochen,
der letzte süße Ton verklingt,
kaum, dass der Vorhang rauschend fällt,
Dein Ich um seine Fassung ringt
und Du aus der Verzauberung Tiefe
von rauer Wirklichkeit verwirrt
nur mühsam die Erregung bändigst,
die noch in Deinen Innern schwirrt…
…dann brandet gleich der Beifall auf,
von groben Fäusten wild erzwungen
und tötet jede milde Regung,
die Deines Herzens Raum durchdrungen.
Die Illusion wird hingerichtet,
der kurzes Schweigen doch gebührt,
die Dich auf ihren sanften Schwingen
in eine bessere Welt entführt.
Lasst mir Momente stiller Ruh´.
Sekunden nur erbitt´ ich mir.
Dann will ich jubeln, klatschen, schreien,
will auch Banause sein. Wie Ihr.
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