Nr. 118: Nun ist´s genug. He, Du höre ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

es ist Herbst. Endlichkeit aller Orten. Abschiedsstimmung. Wenn es plötzlich unvermutet an Ihrer Haustür klingelt, dann ist das vielleicht ein lange nicht gesehener Freund. Aber vielleicht ist es auch ein Unbekannter, der Sie freundlich, aber bestimmt zu einer Wanderung einlädt.

 

Jetzt? werden Sie denken? So plötzlich? Ich bin doch gar nicht vorbereitet. Aber der Unbekannte lässt sich nicht abweisen. Und da denken Sie: Nun gut. Wenn er will. Geh´n wir halt. Es wird nicht das Leben kosten.

 

Sehen Sie, so ging es auch dem Menschen in meinem Gedicht. Lesen Sie…

 

 

Das ferne Ziel – Eine reale Vision

 

So lang nicht mehr in der Natur. Ich ahne

freie Luft. Gepackt der Rucksack, frische

Socken, ein wenig Proviant. Wir starten.

Der Himmel blaut, ein kleines Wölkchen nur.

 

Mit mir allein der Führer. Ich kenn´ ihn kaum.

Er sei der Beste, heißt´s. So einen brauch ich.

Wir werden uns versteh´n. Hagere Gestalt.

Kein Freund von großen Worten. Wie ich´s mag.

 

Ein wunderbarer Tag. Die Sonne strahlt.

Ein wenig Schatten durch die Wolke nur.

Wir greifen tüchtig aus. Ich halte Schritt.

Er kennt den Weg und zügig geht´s voran.

 

Jetzt wäre Zeit für eine Rast. Nein, nein.

Er weiß schon, was er tut.

Und schön ist´s hier. Gern würd´ ich mit ihm plaudern.

Kaum haben wir ein Wort bisher gewechselt.

 

Der Tag ist jung. Nur etwas kühler ist´s.

Ein scharfer Wind.  Und plötzlich trübes Licht.

So ist es draußen. Die Stube kenn ich ja.

Wie er da vor mir geht, fast hastig, eilend…

 

Als ob zu einen fernen Ziel er seine

Schritte lenkt. Ich will ihn fragen, wo wir sind.

Kaum seh ich ihn, so finster ist´s. Sein Rücken

wie ein Berg. Und immer vorwärts ohne Ruh.

 

Nun ist´s genug. He, Du, höre...

Mein Atem…

Lass mich. Nur kurz…

Ich will…, muss, will nicht, halt ein…

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