Nr. 130: Beschämt blickt man sich ins Gesicht

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

was wünscht man sich zu Weihnachten oder für das neue Jahr? Glück, Gesundheit, Zufriedenheit. Was tut man selbst dafür? In der Regel wenig. Das ist die Aufgabe des Schicksals. Und weil das so ist, wird auch aus manchen Wünschen nichts. Man muss die Sache schon in die eigene Hand nehmen.

 

Die folgende Szene habe ich selbst erlebt. Ich stand am Ende als der Beschämte da. Ein Opfer der eigenen Vorurteile. Ich werde mich von meinen vorgefertigten Gewissheiten befreien. Ein guter Vorsatz für das neue Jahr, meine ich. Was meinen Sie?

 

 

Meine Weihnachtsgeschichte – Eine wahre Begegnung

 

Ein Mensch spaziert mit seiner Frau

durchs nächtlich winterliche Grau.

Das Weihnachtsfest ist kaum vorbei

mit Gans und Klößen und Salbei.

 

Die Teller waren vollgepackt.

Man hat so dies und das geschnackt.

Getrunken wurde jede Menge.

Im Haus war wieder viel Gedränge.

 

Nun braucht die liebe Seele Ruh.

Ein Gang durchs Dorf gehört dazu.

Man freut sich seiner Einsamkeit.

Beendet ist die hohe Zeit,

 

wo alle Menschen milde werden,

zusammenrücken hier auf Erden.

Wo alle Menschen Brüder sind,

die Armen, Reichen, Frau und Kind.

 

Und doch spürt wohlig man am Ende

romantisch schöne Restbestände

der weihevollen Weihnachtszeit

von Liebe und von Frömmigkeit.

 

Da sieht der Mensch mit seiner Frau

im trüben nebelichten Grau

ein Pack von Menschen wild gemengt.

Das stille Paar fühlt sich bedrängt

 

und ahnt dahingerafft sich schon

von Polen Böllers Explosion.

Doch aus dem Dunkel tönt´s bescheiden

Frohe Weihnacht, Ihnen Beiden.

 

Beschämt blickt man sich ins Gesicht.

Vorurteilsfreiheit wäre Pflicht.

Doch leichter ist´s in allen Fällen

dem Nächsten Böses unterstellen.

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