Nr. 132: Was ich empfind´, verschweige ich

  

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

das neue Jahr ist noch jung, aber alt sind die guten Vorsätze. Es sind nämlich immer dieselben. Und ihr Schicksal ist auch immer gleich. Sie werden gebrochen. Die Frage ist nur, wie lange dieser Prozess dauert.

 

Heute habe ich so einen Kampf zwischen Wollen und Versagen lyrisch dargestellt. Wenn Sie dabei eine erotische Komponente verspüren, dann liegen Sie richtig. Mit der Sünde, die vielleicht nicht bewusst gesucht, aber auch nicht radikal gemieden wird, verbindet sich doch meist eine geradezu sinnliche Lust. Der Katzenjammer kommt später. 

 

Sollten Sie bei meinen Versen eine gewisse Ungelenkigkeit und leere Wiederholungen feststellen, dann ist das der Vorlage aus der Welt des Schlagers geschuldet. Wer die Melodie kennt, kann mein Epos auch singen. Wenn Sie den Link unter dem Text anklicken, erhalten Sie prominente Unterstützung. Ich habe es getan. Glauben Sie mir: Es macht Spaß!

 

 

Der Doktor sagt, ich darf es nicht*

 

Wir leben beide Tür an Tür, ich spüre dich bei mir.

Die Nähe ist so intensiv. Ob ich den Kampf verlier´?

Dein Duft umnebelt meine Sinne. Ich atme dich, Verführung du.

Wie lang kann ich dir widerstehen, wenn du versuchst mich immerzu.

Der Doktor sagt, ich darf es nicht.

Und ich, ich unterliege nicht.

 

Wie oft hast du mich schon betört.

Und immer wieder ist´s passiert.

Doch er, er sagt, ich darf es nicht.

Was ich empfind´, verschweige ich.

Du weißt es doch am besten.

Von dir lass ich mich mästen.

 

Leer ist die Küche. Der Teller ist schon lang verstaut`.

Doch auf meiner Zunge vibriert die Feuchte deiner Haut.

Du entstiegst dem Öl der fettigen Friteuse.

Ich spür das Kribbeln im Gekröse.

Dir werd´ ich niemals, niemals böse.

Der Doktor sagt, ich darf es nicht.

Und ich, ich unterliege nicht.

 

Wie oft hab ich nach dir gegiert…

Jetzt ist es doch passiert.

Der Doktor sagt, ich darf es nicht.

Wie du mir schmeckst, verschweige ich.

Sonst wär mein Leiden offenbar.

Du bist für mich so wunderbar.

 

Und wieder kommst du mir ganz nah.

Und ich, ich halte still.

Du weißt schon längst, was ich dir sagen will.

Doch er, er sagt, ich darf es nicht.

Was ich empfind´, verschweige ich.

 

Wie oft hab ich nach dir gegiert…

Jetzt ist es doch passiert.

Der Doktor sagt, ich darf es nicht.

Wie du mir schmeckst, verschweige ich.

Sonst wär mein Leiden offenbar.

Du bist für mich so wunderbar.

 

Doch er, er sagt, ich darf es nicht.

Ich hab doch viel zu viel Gewicht.

Und doch ließ ich dich immer rein,

du leckeres Hühnerbein.

Doch er, er sagt, ich darf es nicht.

Was ich empfind´, verschweige ich.

Sonst wüsstest du von mir,

ich sehne mich nach dir.

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* Nach Andrea Berg: Die Gefühle haben Schweigepflicht