Nr. 145: Des Bistums schönste Seelen

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

es ist eine Binsenweisheit. Irgendwann erreicht ein ständig steigender Wasserpegel auch die an hoher Stelle platzierten Leuchttürme. Die Landmarken also, die den Suchenden Halt, Orientierung, Sicherheit geben sollen.

 

In der vergangenen Woche konnten wir erleben, wie so ein Leuchtturm unterging, weggerissen wurde. Aber, und hier hinkt der Vergleich, er wurde nicht Opfer der unbeeinflussbaren Natur, sondern der eigenen Schwäche. Sie hat einen Namen: Heuchelei.

 

Auch der Leuchtturm hat einen Namen: Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner. Verstorben im Jahre 2017. Ein Klang in der Welt der Katholiken wie ein Donnerschlag. Für die Päderasten in den eigenen Reihen fand er einen verharmlosenden Namen, der einen poetischen, fast impressionistisch anmutenden Klang hat: Brüder im Nebel.

 

Im Klartext: Das sind Verbrecher, die vom höchsten Würdenträger des Bistums vorsätzlich ihrer Bestrafung entzogen wurden.

 

Lesen Sie meinen lyrischen Kommentar. Übrigens: Domenicus Schwaderlapp und Ansgar Puff sind beide Weihbischöfe des Bistums Köln. Sie wurden von ihrem Chef Rainer Maria Woelki im Zuge der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens von ihrem frommen Amt suspendiert. Zwei Bauernopfer?

 

Lassen wir unseren sattsam bekannten Pfarrer  zu Wort kommen.                                                                                                                                                                                                                                    

                                                                                     

Und ewig fließt der Gnadenstrom

 

Der Pfarrer sagt, wie überall

gibt’s auch bei uns den Sündenfall.

Doch im Vergleich zur großen Masse

sind unsere Priester Sonderklasse.

 

Puff und Schwaderlapp, die zählen

zu des Bistums schönsten Seelen.

Doch unsere allerbeste Wahl,

das war der tote Kardinal.

 

Der Meisner-Joe, der war bekannt

als  Schänderfreund im ganzen Land.

Wes´ Hobby war das Genital,

fand Schutz und Trost beim Kardinal.

 

Und wenn es einer trieb zu toll,

nie hegt´ der Oberpriester Groll.

Vernichtet wurde der Beweis.

So macht man schwarze Westen weiß.

 

Ob deren Opfer litten Qual,

das scherte nicht den Kardinal.

Es schien kein Frevel vorzuliegen.

Die Leiden wurden totgeschwiegen.

 

Nur eines musste immer sein:

Der glänzend helle Heil´genschein.

So herrschte Ruhe um den Dom.

Und ewig fließt der Gnadenstrom.

 

Doch abgefeimte Advokaten,

die suchten nach Sexualstraftaten.

Dann schwör´n wir Bess´rung nur zum Schein.

Schnell kehrt die Friedhofsruhe ein.

 

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Und die Moral von der Geschicht`?

Trau niemals einem Menschen nicht,

der heilig und unfehlbar scheint.

Er ist kein Freund. Er ist dein Feind.

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