Nr. 163: Schöppenstedter, her zu mir!

Lieber Leserin, liebe Leser,

 

die Bundestagswahl am 26. September dominiert das politische Leben. Dabei rutscht ein anderer wichtiger Termin ein wenig in den Hintergrund, der für uns alle mindestens ebenso bedeutsam ist.

 

Am Sonntag, 12. September 2021, finden in Niedersachsen in der Zeit von 8.00 bis 18.00 Uhr die allgemeinen Neuwahlen der Stadt-, Gemeinde- und Samtgemeinderäte sowie der Kreistage und der Regionsversammlungen statt. Gleichzeitig werden auch die Stadtbezirksräte und die Ortsräte neu gewählt.

 

Welche wichtigen Beschlüsse auf dieser Ebene getroffen werden, will ich Ihnen an einem exemplarischen Fall in drei Bildern aus der Samtgemeinde Elm-Asse verdeutlichen: Selbstverständlich in wohlgesetzten vergnüglichen Versen. Wie Sie das vom Lyrikjoint verlangen dürfen!

 

Die Tat – Ein Liedchen in drei Bildern

 

1. Bild - Prolog

 

Eines Tags beschloss der Rat:

Das muss weg. Jetzt folgt die Tat.

Nein, gemeint war nicht das Haus,

wo auch er geht ein und aus.

 

Wo die vielen Schreiberseelen

sich und brave Bürger quälen.

Nein, dies Haus, das bleibt am Platz.

Ist des Ortes größter Schatz.

 

Dieses Haus, das dominiert.

Klar und schlicht ist´s konstruiert.

Wie ein Bock steht es auf Stelzen.

Niemand´s Herz bringt es zum Schmelzen.

 

Bürgerhäuser hat´s verdrängt.

Sich in Lücken eingezwängt.

Und die Kirche ohne Not

wurd´ versteckt durch Rat´s Gebot.

 

Auch der schöne Kirchhof ist

isoliert wie ein Autist.

Hier schlug das Herz der kleinen Stadt,

die dafür jetzt das Rathaus hat.

 

Refrain: Ich bitt´ euch, keine Diskussion.

Narrheit hat hier Tradition.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Rathaus in Schöppenstedt


 

2. Bild – Die Entscheidung

 

Vom Rathaus blickt man auf den Markt,

der dringend der Entfesselung harrt.

Denn seine Seele ist längst fort.

Was einst geschah, war nichts als Mord.

 

Der Charme des Platzes ist zerbrochen.

Zerhackt. Verwüstet. Und Erstochen.

Barrieren hier und Autos da.

Nichts, was dem Ursprung ähnlich sah.

 

Nun erfolgt die nächste Runde.

Entrümplung ist in aller Munde.

Weg mit Kübeln, Büschen, Bänken.

Weg mit Ängsten und Bedenken.

 

Hört, was euch der Stadtrat rät:

Multifunktionalität!

Klar und schlicht wird jetzt geplant.

Zweck mit Lust wird hier verzahnt.

 

Freut euch einer neuen Zeit.

Schöppenstedt macht sich bereit,

Lebensqualität zu schaffen

mittels seiner Geisteswaffen.

 

Denn in der Tat zeigt sich Genie.

An diesem mangelt es hier nie.

Schaut auf  Ratsherr und auf -frau:

Schaffen wir den Platzneubau.

 

Refrain: Ich bitt´ euch, keine Diskussion.

Narrheit hat hier Tradition.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Marktplatz - das historische Original


3. Bild – Die Tat

 

Eines sag ich euch vorweg.

Kritteln hat hier keinen Zweck.

Der neue Platz wird sich einreihen

in die Eulenspiegeleien,

 

die den Ort berühmt gemacht.

Deshalb Freunde, staunt und lacht.

Groß ist er und flach und kahl.

Steine gibt´s in großer Zahl. 

 

Räumen kann man schnell beiseite

in die Länge, in die Breite

Blumenkästen, Auto, Bank

für beliebten Bierausschank.

 

Und spielsücht´ge Kinder eilen,

hier für Wochen zu verweilen.

Volk, merk auf, du glaubst es nicht,

die Altenau, die kommt ans Licht.

 

Doch so hört das Flüsschen barmen:

Helft mir schnell, o helft mir Armen.

Eingezwängt ins Steindesaster

will zurück ich unters Pflaster.

 

Alte Linden sind gesägt.

Neues wird gehegt, gepflegt.

„Regelmäßig“! rühmt der Rat.

„Immer grün“! so sein Diktat.

 

Doch jetzt, Achtung! Festgehalten.

Schöner kann man nicht gestalten,

was der Rat sich ausgedacht.

Einen Clou ganz eigner Pracht.

 

Auf dem Platz - ihr glaubt es nicht -,

hinterm Denkmal eingericht`

sind - ich wag es kaum zu sagen -

Platz für neue Autowagen.

 

Einunddreißig sind es mehr.

Viel, viel mehrer als vorher.

Lobet dieses Sahnestück:

Zwei Stunden Parkzeit! Welch´ ein Glück!

 

Und wir sind noch nicht am Ende.

Rühret eure wunden Hände.

Wasser, Strom, Senk-Elektranten,

das beeindruckt müde Tanten.

 

Hülsen für den Weihnachtsbaum.

WLAN ist kein feuchter Traum.

Handys kann man auch aufladen.

Der Rat geht hier auf neuen Pfaden.

 

Schicke Lampen sind zu loben.

LED´s, die strahl´n von oben.

Das verspricht mehr Atmosphäre.

Volle Bänke. Keine Leere.

 

Schon seh´ ich Touristenscharen.

Sehe Intercities fahren.

Menschen kommen noch und noch.

Preisen euch. Ein Vivat hoch!

 

Schöppenstedter! Her zu mir.

Füllt die Tassen. Hoch das Bier.

Einen Toast auf unseren Rat,

der dieses Werk veranlasst hat.

 

Refrain: Na, den kennt ihr ja jetzt!

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Der neu gestaltete Marktplatz

Das Kinderparadies

Die befreite Altenau

Die Gesamtansicht

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