Nr. 164: Mann über Bord!

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

bevor Olympia 2021 als problematisches Großereignis zurecht dem Dunkel des Vergessens anheimfällt, schnell noch ein lyrischer Abgesang. Aber Vorsicht. Geht es hier vielleicht um ein ganz anderes Problem, weitab vom Sport?

 

Lesen Sie genau. Ich wette, Sie wissen schnell, was gemeint ist.

 

 

Ein Mensch

 

Ein Mensch sehnt sich nach Urlaub sehr.

Er wünscht sich Luxus, Sonne, Meer.

Im Reisecenter nebenan

wird schnell geholfen ihm sodann.

 

Der Reisemann im Reisecenter,

als Fachmann alle Ziele kennt er,

hat ihm mit hübschem Farbprospekt

die Lust zur Kreuzfahrt aufgeweckt.

 

Das sei des Urlaubs schönster Traum

mit Tanzrevue und Fitnessraum.

Der Mann quittiert mit seinem Stift

und hat sich freudig eingeschifft.

 

Was soll ich hier nun noch berichten?

Der Mensch fühlt´ sich befreit von Pflichten.

Er hat getanzt, geliebt, gelacht,

vom Morgen bis zur späten Nacht.

 

Doch einmal, als er selig schlief,

war´s ihm, als ob da einer rief:

„Mann über Bord. So helft ihm doch.“

Der Mensch blitzschnell zur Reling kroch.

 

Er sah das Opfer in den Wellen.

Der Tod wollt´ ihm sich beigesellen.

Gottlob, hier ist der Rettungsring.

Doch als es an das Werfen ging,

 

da schreit das Opfer: Nicht den Roten.

Die Farbe bringt mich zu den Toten.

Ist nicht ein Blauer schnell zur Hand?

Das wär der richt´ge Gegenstand.

 

Derweil, da tost das wilde Meer.

Zu retten ihn ist fast zu schwer.

So will man doch den Roten werfen.

Da fängt das Opfer an zu nerven:

 

Was krieg´ ich denn, wenn ich ihn fang´?

Vielleicht Freibier ein Leben lang?

Trotz Sturm und Not und Lebenspein

setzt jetzt eine Verhandlung ein,

 

zu welchen angenehmen Konditionen

tät sich die Rettung für das Opfer lohnen.

Was außerdem noch los gewesen,

das könnt ihr in der Zeitung lesen.

_________________________________