Liebe Leserin, lieber Leser,
den nun schon im vierten Jahr tätigen Blogger packt gelegentlich die Themennot. Der kann man abhelfen zum Beispiel durch einen aufmerksamen Blick in unsere Heimatpresse, die Braunschweiger Zeitung. Und siehe da, schon eröffnet sich eine Steilvorlage für ein satirisches Gedicht. Bevor Sie es lesen, hier die Zeitungsnotiz vom Montag, dem 11. Oktober 2021, die mich elektrisierte.
Sarah tanzt Haydn
Heute ist hier Hochbetrieb.
Wo du hinschaust, volle Ränge.
Alle haben Klassik lieb.
Nie mehr Leere, nur Gedränge.
Vorbei die Zeit der Silberhaare.
Vorbei der trübe Totentanz.
Vorbei die Zeit der Avatare.
Vorbei der falsche Bildungsglanz.
Ab jetzt weht hier ein anderer Wind.
Erobert will die Klassik sein.
Klatschmarsch für Mann und Frau und Kind.
Lasst Gaudi ins Konzert hinein.
Und ach, die schönen Melodien
von Mozart, Brahms und Liszt und Bach.
Solch´ supergeile Harmonien
verwandeln wir in Discokrach.
Ich seh´ schon die Arenen schwanken.
Man jubelt, pfeift, man gröhlt und schreit.
Man patscht sich selig in die Pranken
zu Beethovens Sonate, der Moonlight.
Weg ist der Staub, weg sind die Alten.
Schaut jetzt auf unsere Superfreaks.
Roland der Kaiser kennt kein Halten
und singt die kleine Nachtmusik.
Helene Fischer tanzt lasziv
mit ausdrucksvollem Hüftendrall
des Wagners Parsival-Motiv.
Und das ist längst kein Einzelfall.
Die „Träumerei“ von Schumanns Robby,
gefixt mit einem fetten Bass,
hat auch bei Tussis eine Lobby.
Ey, Leute, ist das nicht voll krass?!
Und unser strahlender Tenor,
Semino Rossi heißt der Mann,
nimmt sich des Verdis Requiem vor.
Das schlägt auch Kiddies in den Bann.
Sarah Connor tanzt versonnen
ein Menuett von Joseph Haydn.
Es hat voll Glut sich angenommen
Andrea Berg des „Orpheus“ Leiden.
Und wenn dann noch der Heino singt,
den Bass dramatisch dampfen lässt,
den Verdi Joe ins Klingen bringt
dann ist auch Klassik krisenfest.
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Und jetzt ganz stark sein: Heino singt Verdi