Nr. 176: Schau in den offenen Rachen (Asse-Gedichte 2/5)

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

kommt Bewegung in den Prozess der Suche nach einem Zwischenlager für den strahlenden Assemüll? Skepsis ist angebracht, ob die Vorfestlegungen auf ein schachtnahes Zwischenlager noch revidiert werden können.

 

Man verliert sich in bürokratischen Verfahrensfragen, obwohl das Hauptproblem der Rückholung nach wie vor nur auf dem Papier gelöst ist. Aber die Lex Asse hat die Pflöcke eingerammt. Die Grundsatzdiskussion ist geführt. Basta! Derweil zerfallen die Fässer tief unten im Berg und ihr tödlicher Inhalt wird vom einströmenden Wasser umspült.

 

 

Was lauert dort

 

Was lauert dort in Berg und Schacht?

Was glimmt im düsteren Dämmerschein?

Was wabert durch die tiefe Nacht,

gefangen zwischen Salz und Stein?

 

Was gurgelt, tropft ohn´ Unterlass?

Was faucht und grollt wie Drachenbrut?

Was weht vorüber kalt und blass,

wie ein Gespenst ohn´ Bein und Blut?

 

Und ob du starrst und fragend suchst,

ob panisch dir der Atem stockt,

ob du der grausen Stimmung fluchst,

dir fest die Angst im Nacken hockt.

 

Denn was da droht und dich verstört,

dies Rätsel nimmer du bezwingst.

Jedweder Plan ist schon zerstört,

wenn du noch um die Lösung ringst.

 

Du kannst dich winden, kannst dich drehn,

dem Unheil zu entweichen,

du wirst dem Schicksal nicht entgehn.

Es grüßen dich die Leichen.

 

Ich sage dir, das Spiel ist aus.

Verloren ist verloren.

Du weißt es doch! Troll dich nach Haus.

Auch du zählst zu den Toren.

 

Was jetzt nur hilft, ist Ehrlichkeit.

Schau in den offenen Rachen.

Ab jetzt verlierst du Zeit um Zeit.

Pack deine Siebensachen.

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