Nr. 215: Großes Kino, wenig Geld

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

ich zitiere aus der Berliner Morgenpost vom 25. Juli 2022:

 

Venedig.  „Eigentlich sollte Schluss sein mit den Riesenschiffen, die in Venedig Tausende von Touristen ausspucken. Doch was gelten schon Verbote.

 

Die Regierung in Rom hat zwar Kreuzfahrtschiffen untersagt, vor dem Markusplatz in Venedig zu halten, aber manche Reedereien ignorieren das. Die Ozeanriesen jedenfalls sind wieder in der Lagunenstadt aufgetaucht. Die Touristen hatten gerade Zeit, die Markusbasilika und die Gondeln zu fotografieren und schon ging es wieder an Bord“. 

                                                                                                                                                             Foto ZDF

 

 

Zerstören, was wir lieben

 

Majestätisch diese Masse.

Kolossal und elegant.

Sieh die Kraft und sieh die Klasse.

Wie uns selber anverwandt.

 

Und vom obersten Podeste

mustert Mensch die schöne Welt.

Wirklich nur das Allerbeste.

Großes Kino. Wenig Geld.

 

Seht, wir blicken auf Euch nieder,

Durchschnittsmann samt Weib und Kind.

Es blähen Weste sich und Mieder.

Haare wehen wild im Wind.

 

Ferne Länder, weite Meere.

Unbegrenzt wie das Buffet.

Die Welt? Wie eine Bonbonniere.

Süße Häppchen tun nicht weh.

 

 

 

 

Von Giudecca klagt die Möwe.

Es schrumpfen Säule und Palast.

Sieh, der einstmals stolze Löwe

ist zum Abziehbild verblasst.

 

Und aus unheilvollen Toren

legt sich´s still auf Turm und Zinne.

Wie im Krieg aus leisen Rohren

deckt ein böser Hauch die Sinne.

 

Dort der muntere Begleiter

eilt am Ufer hastig mit.

Oben fröhlich, plätschernd, heiter.

Unterwärts wie ein Bandit.

 

Reißt und rüttelt und vernichtet.

Schutz war früher das Gebot.

In Jahrhunderten errichtet

stirbt´s jetzt einen schnellen Tod.


 

Zu zerstören, was wir lieben,

das ist der perverse Sinn.

Schönheit wird in Nichts zerstieben.

Unsere Welt? Sie geht dahin… 

                                                       _____________________________

 

Trotzdem grüße ich Sie mit viel Optimismus und dem Glauben, dass der Ast, an dem die Menscheit sägt und sich gleichzeitig klammert, noch eine Weile durchhält.

 

Einen schönen Sonntag wünscht ihnen

 

Ihr

 

Rainer Sliepen