Nr. 219: ... weil allzu lang die Woch´ sich dehnt

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wer aufmerksamer Kunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist, der kennt diesen TV-Werbespot. Da räkelt sich eine offensichtlich erschöpfte junge Frau auf der Auslegware ihres Wohnzimmer und seufzt erleichert: „Endlich Wochenende“ und der Fernseher flimmert im Hintergrund verheißungsvoll.

 

Wer würde das nicht verstehen? Man muss allerdings wissen, dass dieser Spot bereits Montags gesendet wird und die ganze Arbeitswoche noch vor ihr liegt.

 

Das hat mich zu folgenden lyrischen Überlegungen angespornt:

 

 

 

Arbeitnehmers Wochenrallye

 

Am Montag fängt die Woche an.

Da fürchten Frau sich und ihr Mann.

Weil allzu lang die Woch´ sich dehnt,

ein jeder sich das End´ ersehnt.

 

Der Dienstag kürzt die Woche schon.

Ein wenig leichter scheint die Fron.

Doch kurz nach dem Kantinenessen

hat man den Trost schon längst vergessen.

 

Der Mittwoch teilt die Arbeitswoche.

Der Mensch pfeift aus dem letzten Loche.

Die Muskeln lahm, die Augen hohl.

Wohin das wohl noch führen soll?

 

Nun folgt der schwere Donnerstag.

Man fühlt sich wie beim Hagelschlag.

Wo ist die Genfer Konvention,

den Bossen Strafen anzudrohn?

 

Endlich ist der Freitag da.

Vor Schwäche hört man kaum Hurra.

Jeder Zweite ist schon krank.

Leer sind Büro und Hobelbank.

 

Das Wochenende muss man nutzen,

den müden Körper aufzuputzen.

Denn montags fängt die Woche an.

Da fürchten Frau sich und ihr Mann,

 

weil allzu lang die Woch´ sich dehnt,

ein jeder sich das End´ ersehnt.

So geht es viele, viele Jahre,

bis tot sie liegen auf der Bahre.

___________________________________

 

Einen konzentrierten Wochenanfang wünscht Ihnen

 

Ihr

 

Rainer Sliepen