Nr. 226: Einsam am Baum

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

würden Sie darauf wetten, dass Wladimir Wladimirowitsch Putin eines natürlichen Todes im Bett stirbt? Ich wäre da vorsichtig. Despoten haben eine gute Chance, einer Gewalttat zum Opfer zu fallen. Die Auswahl möglicher Todesarten ist groß. Keine ist schön.

 

Das schreckt Autokraten nicht im Geringsten. Die Ursache ist nicht persönlicher Mut. Es ist die Unfähigkeit, sich das Scheitern des eigenen Handelns vorzustellen, obgleich fast alle Tyrannenreiche früher oder später durch Umsturz endeten.

 

Erinnern Sie sich aus der jüngeren Zeit an die Verbrecher Ceaucescu, Gaddafi, Saddam Hussein, um nur wenige exemplarische Fälle zu nennen? Auch Putin wird entweder in einem Kellerloch, in das er sich flüchten wird, erschossen oder er wird aufgehängt. Im günstigsten Fall verschwindet er hinter Gittern. Alles eine Frage der Zeit.

 

Das folgende Gedicht ist ein Psychogramm eines Diktators in der Endphase seiner Präsidentschaft. 

 

Der böse Wladi

 

Der Präsident, der Präsident,

ein jeder ihn als Wladi kennt.

Hat sich im Kreml eingericht´.

Schon lang er wie ein Zar dort spricht.

Um ihn herum nur Speichellecker.

Der Wladi trifft halt die Geschmäcker.

Und wer partout nicht lecken will,

den legt der Wladi auf den Grill.

 

Der Wladi ist ein schöner Mann.

Er schlägt die Menschheit in den Bann.

Ob nackt auf einem Panjepferd,

ob einsam er die Taiga quert,

vom U-Boot Wasserbomben schmeißt,

mit einem Jet ins Weltall reist,

der Wladi zeigt´s der ganzen Welt:

Er ist ein toller Hecht und Held.

 

Doch unser Wladi, der will mehr.

Mit Bomben, Panzern, Schießgewehr

sind seine Krieger aufgebrochen,

sein Nachbarland zu unterjochen.

Doch dieses wehret mutig sich.

Der Wladi Richtung Heimat schlich

und setzt nun das geschundene Land

mit Luftraketen flugs in Brand.

 

Wie kann´s mit Wladi weitergehen?

Wird er einst im Geschichtsbuch stehen

als Staatsmann, den man „Großer“ nennt,

so wie man Katharina kennt?

Schon jetzt ein Groß-Verbrecher ist der Mann,

der Tod und Leiden sich ersann,

für die, die haben ihm vertraut.

Jetzt Wladi geht´s um deine Haut.

 

Man wird dich aus dem Amte jagen.

Ein Richter wird nach Gründen fragen,

warum du Volk und Staat betrogen

und jedermann hast frech belogen?

Und dann wirst du dein Urteil hören.

Zu spät für dich, noch abzuschwören.

Schau auf die Welt ein letztes Mal.

Jetzt zahlst du deine Unmoral.

                          

                              *

Vielleicht auch geht es anders aus.

Man holt dich nachts aus deinem Haus.

Man knüpft dich auf am Hals geschwind.

Am Baume schaukelst du im Wind.

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Eine herausfordernde und erfolgreiche Arbeitswoche wünscht Ihnen

 

Ihr

 

Rainer Sliepen