Nr. 234: Wie die Deppen

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

die Zeiten sind längst vorbei, wo Fußball zu Recht als die schönste Nebensache der Welt bezeichnet wurde. Katar lieferte da nur einen weiteren Beweis. Da die wirklichen gesellschaftlichen Hauptsachen inzwischen ziemlich abgewirtschaftet haben, wächst dem „großartigen deutschen Fußball“ eine Rolle als Retter zu, die er nicht ausfüllen kann.

 

Das Ergebnis: Deutschland, eine Nation zwischen Katzenjammer und Gleichgültigkeit. Wie da wieder herauskommen? Es helfen nur die alten Rezepte, die niemand gerne hört. Selbsterkenntnis, Disziplin und - Achtung! - Fleiß. Klingt irgendwie gestrig. Ist aber hochaktuell.

 

 

Nur noch weinen

 

Nun haben wir alle so gehofft.

Wir wollten gemeinsam siegen.

Aber was passierte, passiert sehr oft:

Zu leicht befunden beim Wiegen.

 

Wir sind so geübt im Ignorieren.

Da macht uns keiner was vor.

Keine Krise kann uns schockieren.

Niemals verlässt uns unser Humor.

 

Dahinter versteckt sich nur Ängstlichkeit.

Deshalb stellen wir niemals Fragen.

Und da machte sich eine Mannschaft bereit,

für uns die Furcht zu verjagen.

 

Auch die hat sich niemals ernsthaft befragt.

Die Antworten scheute man ja.

Und so ging man überheblich auf Torejagd.

Das war der letzte Schritt zum Eklat.

 

Zur Ignoranz kam noch Dummheit hinzu.

Man sollte Haltung beweisen.

Doch eigentlich wollte man nur seine Ruh`.

So kann der Charakter entgleisen.

 

Am Schluss stehen alle wie Deppen da.

Kurzbehost und enttäuscht sind die einen.

Und aufgeschreckt sind Mama und Papa.

Jetzt bleibt uns nur noch zu weinen.

 

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Bloß nicht übertreiben beim Weinen. Fußball ist auch ohne Deutschland

wunderbar. Wer die Marokkaner gegen Portugal gesehen hat, weiß, was ich meine.

Diese Leidenschaft wünsche ich Ihnen bei Ihren nächste Aufgaben.

 

Herzlichst

 

Ihr

 

Rainer Sliepen