Nr. 248: Unterm Tische einen Tritt

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wir sind ein streitlustiges Volk geworden. Widerspruch ist uns die liebste Tätigkeit. Auf allen Kanälen, in der Familie, mit Freunden und mit jedem beliebigen Menschen, der sich gerade anbietet. Wir wollen unsere Gesprächspartner wenn nicht überzeugen, dann überreden, überwältigen. Mit allen Mitteln. Fast missionarisch. Manchmal klappts und dann auch wieder nicht.

 

Damit das gute Argument leichter durchdringt, gilt es, die Regeln einer Diskussion zu kennen. Ich habe sie in einem konzentrierten praxisgerechten Leitfaden zusammengefasst. Wer sie befolgt, wird aus der Diskussion als Sieger hervorgehen. Garantiert!

 

 

Wie diskutiere ich richtig

 

Wer hinschaut, weiß es länger schon,

in diesem Staate gibt den Ton

nicht nur der Weise und Gerechte an.

Immer dabei: Herr Jedermann.

 

So muss es sein. Denn jeder hat

das gleiche Recht in Land und Stadt.

Doch wichtig sollte dabei sein,

der Sachverstand sei nicht zu klein.

 

Denn lautes Schreien hilft begrenzt,

wenn man nicht auch mit Fakten glänzt.

Die Regel wird zu oft verletzt.

Manch Großprojekt wird so zerfetzt.

 

Auch ist es nicht sofort von Nöten,

jedwedes Argument zu töten,

wenn man nicht gründlich nachgedacht.

So wird Konsens kaputt gemacht.

 

Drum rat ich Jungen wie den Alten,

zunächst einmal das Maul zu halten.

Hört und prüfet, was man sagt.

Auch macht sich´s gut, wenn man mal fragt.

 

Manchmal erledigt sich der Streit,

ist man zur Sachlichkeit bereit.

Wenn euch doch das Feuer packt,

vermeidet den Direktkontakt.

 

Höhnisch lächeln ist stets Pflicht,

wenn das Gegenüber spricht.

Macht es eine kurze Pause,

beschimpft es aggressiv `Banause´.

 

In brisanten Situationen

kann sich ein Körperangriff lohnen.

Unterm Tische einen Tritt,

gut gezielt, ist meist ein Hit.

 

Tiervergleich ist angebracht,

wenn der Gegner Punkte macht.

Gefällt dir seine Ansicht nicht,

nenn ihn einfach `Sackgesicht`.

 

Befolgt ihr diese Strategie,

verfehlt den großen Sieg ihr nie.

Denn nichts Besseres man kennt

als das gute Argument.

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Muss man denn zu allem seinen Senf dazugeben? Ich rate zu der philosophischen Bescheidenheit des Schweigens. So irritiert man die Besserwisser nachhaltig.

 

Herzlichst

 

Ihr

 

Rainer Sliepen