Nr. 249: Wie´s die Potentaten taten

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

unsere Kommunen sind in Aufruhr. Der gipfelt in dem Aufschrei: „Man will uns unsere Kaufhäuser nehmen“. Dabei ist die Entscheidung, sich von einem Standort zu trennen, ein normaler Akt unternehmerischer Verantwortung.

 

Gleichwohl wird durch die Schließungen die ohnehin angeschlagene Attraktivität der Innenstädte noch verstärkt. Doch die tiefer liegenden Ursachen sind entscheidend auf die historischen Standortentscheidungen der Stadträte zurückzuführen. Es gab nie und gibt keine

Ewigkeitsgarantie für das Prinzip „Kaufhaus“. Dennoch wurden die innenstädtischen Filetstücke mit monströsen Kaufhauspalästen bestückt.

 

Der Verweis auf längst verblichene kommunale Entscheidungsträger zieht nicht. Denn vor nur 16 Jahren wurde in Braunschweigs Mitte die Wiedererrichtung der ehemaligen Welfenresidenz als Alibi missbraucht, ein monumentales Shopping-Center hinzuklotzen. Hier schlummert bereits die nächste Katastrophe.

Braunschweig-City: Schloss Arkaden (rechts) mit Welfen-Schloss-Appendix              Quelle: Google Earth 

 

Wie´s die Potentaten taten

 

Gewaltig hingeprotzt ins Zentrum scheint´s

wie eingewurzelt seit Centennien.

Und  fordert wie´s die Potentaten taten

des Volkes Ehrfurcht, wie gehabt.

 

Mit Säulen, Portiken und Zinnen,

gleicht´s dem Aufputz seiner Gnaden

in Locken, Seidenstrümpfen, Justaucorps.

Ist´s hohler Pomp, der Tradition geschuldet?

 

Die Botschaft an das Volk ist einfach.

Senkt das Haupt und beugt das Knie.

Aber dalli, dalli, wenn ich bitten darf!

Und nu´ mal nich so drängeln.

 

O Wunder, als ob die Zeiten angehalten,

als ob die Menschen nie gelernt, die eigene

Vernunft zu nutzen, so strömen sie herbei,

der Macht, die sie in Banden legt, zu frommen.

 

Dem Lindwurm gleich, so wälzt sich´s durch das Tor,

durch das die einst Gelad´nen schritten. Doch

wo der Adel streng befahl, da räkelt jetzt

ein andrer sich im herzoglichen Pfühl.

 

Wie früher zahlt das Volk die Zeche.

Balgt sich um Talmi immerfort.

Ach ja, das Schloss. Ist eine Hülle.

Ausgeweidet wie ein Lamm. Mjam, Mjam.

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Die Bibel bietet die beste Lebenshilfe, man muss sie allerdings auch lesen und beherzigen. Da steht geschrieben: 

"Quidquid agis, prudenter agas, et respice finem": Was du auch tust, das tu´ mit Bedacht und bedenke das Ende!  Nicht schlecht, finde ich. Gerade für sich selbst überschätzende Ratsgremien.

 

Also immer schön auf dem Teppich bleiben! Das wünscht Ihnen

 

Ihr

 

Rainer Sliepen