Nr. 255: Auf zur Metaphernjagd

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wie gern würde ich persönlich mit Ihnen sprechen. Was Sie denken, fühlen, Ihre Gedanken ergründen. Ein Wunsch bloß… Nun, so muss ich die Rolle beider Gesprächspartner selbst übernehmen. Nachstehend lesen sie einen Dialog, der vielleicht so verlaufen könnte, wenn wir uns einmal persönlich begegnen würden.

 

 

Ein Dialog zwischen Leser und Dichter

 

Du Wurm, der Dichter sich zu nennen wagt.

Du biegst die Syntax nur des Reimes wegen.

An Form und Rhythmus ist dir nichts gelegen.

Das Dichten gerät dir zur Metaphernjagd.

 

Doch unverdrossen reimst du im Akkord.

Entschlüpft sind deinem Geiste schiefe Bilder.

Wirst du im fortgeschritt´nen Alter milder?

Nein, nein, ich glaub´, du liebst den Wörtermord.

 

Sieh, deine Werkchen modern im Archiv.

Glaubst du, ein müder Vers wird überleben?

Wie, du dichtest nur, weil dich die Muse rief?

 

So ist der Fall noch schlimmer, als ich glaubte.

Du willst zum Tempel der Euterpe schweben?

Jetzt ahn´ ich Lorbeer auf dem Dichterhaupte.

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Aufrecht stehen, auch wenn die Stürme toben, den eigenen Standpunkt nicht verlassen, auch ruhig mal gegen den Strom schwimmen, das macht die wahre Persönlichkeit aus. Versuchen Sie es mal. Was kann schon passieren?

 

Bleiben Sie gelassen und behalten Sie die Übersicht. Das wünscht Ihnen

 

Ihr Autor

 

Rainer Sliepen