Nr. 260: Es weicht die Nacht. Der Tag wird klar.

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

ist das nachstehende Gedicht nur eine Vision oder wird es vielleicht doch einmal Realität? 

 

 

Welch Wunder – Eine Vision

 

Schaut, welch ein Wunder stellt sich dar!

Es weicht die Nacht. Der Tag wird klar.

Und in den Herzen brennt ein Licht,

das übersonnt Hirn und Gesicht.

 

Fragt mich nicht nach dem Hintergrund.

Nehmt´s hin als eine Sternenstund´,

die selten Menschen wird geschenkt

von dem, der alles fügt und lenkt.

 

Ein neuer Wind weht übers Meer,

nicht kalt und stürmisch wie bisher.

Nein. Wie ein neuer frischer Geist,

der allen Menschen Glück verheißt.

 

Ein weltumspannter Frieden soll

die Menschheit einen ohne Groll

auf die, die bisher ohne Gnaden

Gewalt verübt nach Strich und Faden.

 

Sanft werden die Chinesen sein,

sich ihrer Hochkultur erfreu´n.

Vor ihrem rüden Großmachtstreben

wird unsere Welt nie mehr erbeben.

 

Tibet kann wieder selbstbestimmen.

Die Uiguren endlich Mut gewinnen.

Hongkong wird doch zum sicheren Port.

Taiwan wischt alle Ängste fort.

 

Amerika als Klassenbester

ähnelt jetzt einer Ordensschwester.

Nie wieder Krieg um Öl und Macht.

Friedfertigkeit wird kundgemacht.

 

Das Weiße Haus, ihr glaubt es kaum,

ist umgebaut zum Andachtsraum.

Man schnürt im Oval Office Päckchen

mit  Zimtgebäck und Häkeldeckchen.

 

Nur die EU ist unentschlossen.

Nicht nur die Rechten sind verdrossen.

Auch in der Mitt´ und bei den Linken

sieht man die Weltordnung versinken.                            

 

Was soll man tun, wer wird es weisen?

Europa auf den Abstellgleisen?

Da plötzlich, laut, ein Hahnenschrei.

Die Nacht ist um, der Traum vorbei.

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Ich denke, wenn man nicht  in der Lage ist, auch an Utopien zu glauben,  wäre unser Leben kaum lebenswert. Also: Sind Utopien möglich?

 

Hierzu habe ich einen anerkannten Experten, den ehemaligen Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Sigmar Gabriel befragt, ob die Idee eines praktischen Weltfriedens noch realistisch erscheint. Er hat mir geantwortet. 

 

 

Sehr geehrter Herr Sliepen,

 

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Mail. Und vielen Dank für die gute Meinung, die Sie offenbar über mich haben, weil Sie mich fragen, ob die in dem Gedicht ausgedrückte Sehnsucht nach Frieden, eine Chance auf Verwirklichung hat.

 

Und meine Antwort lautet trotz der aktuellen Gewalt: Ja. Am Ende ist die Sehnsucht nach Frieden allen Menschen eigen. Sie mag durch Hass, Ideologien und manchmal auch durch Furcht eine Zeitlang überdeckt sein. Und doch bin ich sicher, dass sie sich am Ende immer wieder durchsetzen wird.

 

Schauen Sie auf die Europäische Union, die – bei aller Unvollkommenheit – zeigt, zu was Menschen in der Lage sind, wenn sie nur wollen: In weniger als einer Generation kam Europa von bitterster Feindschaft, Krieg und Völkermord zu einem gemeinsamen Europa. Fast ein Wunder.

 

Mit besten Grüßen Ihr Sigmar Gabriel

 

 

 

Ich habe mich über diese Zeilen eines der profiliertesten Außenpolitikers unserer Republik sehr gefreut.

 

Rainer Sliepen