Nr. 262: Wie er geht und wie er spricht

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

nun hat also die AfD erstmals in Deutschland eine Landratswahl gewonnen. Ihr Kandidat Robert Sesselmann setzte sich im Thüringer Kreis Sonneberg am Sonntag in der Stichwahl gegen den amtierenden Landrat Jürgen Köpper von der CDU durch.

 

Na und? Das werden Sie vielleicht fragen? 

 

Und damit haben Sie gar nicht mal so unrecht. Immerhin gilt die AfD als demokratische Partei, wenn auch mit einem fatalen Hang zur populistischen VereinfachungNur, wie kommen die hohen Wahlergebnisse der AfD und der aggressive Migrantenhass zustande

 

Im Verborgenen, Privaten entsteht das und wächst sich bei anfälligen Menschen zu einer grundsätzlichen Ablehnung alles Fremden aus.

 

Wie so ein Mechanismus in der bürgerlichen Mitte funktioniert, zeigt mein Gedicht. Es ist wie ein Raunen, vielleicht im Treppenhaus oder wo sonst Menschen zufällig zusammenkommen.

 

 

 

Der Fremde

 

Wer ist denn das? Wer kennt denn den?

Hat der schon mal? Lasst den bloß gehen.

Wie sieht der aus? Und überhaupt!

Ist so ein Mensch denn noch erlaubt?

 

Wie der schon läuft. So ungeschickt.

Und wie er redet, wie er blickt.

Die Augen schaun verschlagen drein.

Der will doch nicht zu uns herein?

 

So einen brauchen wir hier nicht.

Schon seine Haut und sein Gesicht.

Und dann die Farbe seiner Haar!

Scheint groß geworden im Basar.

 

Schau bloß den Ring an seiner Hand.

Wer so was trägt, hat kein´ Verstand.

Ich sag ja bloß. Ich mein ja nur.

Der läuft ja völlig aus der Spur.

 

An sich sind wir ja tolerant.

Zu jedem, der ist uns bekannt.

Doch so ein Individuum

ist für uns ein Politikum.

 

Mit dem allein im Aufzug fahrn?

Der liebe Gott soll uns bewahrn.

Wer weiß, was der tut in der Nacht?

Der plant, wie er uns fertig macht.

 

Die vielen Kinder sind ja nur

Beweis für seine Unkultur.

Und mit dem Haufen Kindergeld

er seine Staatsernährer prellt.

 

Ich mein ja nur. Ich sag ja bloß.

Der glaubt, er sitzt auf hohem Ross.

Doch wenn er meint, er könnte hier…

mit Döner, Börek und ´nem Bier...

 

...uns Sand in unsere Augen streuen?

Das wird der gute Mann bereuen.

Da hilft ihm auch kein Sprengstoffgürtel.

Der ist allein in unserem Viertel.

 

Unsere Freundschaft ewig glänze.

Doch alles hat auch eine Grenze.

Ich sag ja nur. Ich mein ja bloß.

Der Typ ist völlig chancenlos.

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Für die laufende Woche wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit dem Zusatz: Immer schön die Augen offenhalten und sich nicht für dumm verkaufen lassen.

 

Ihr besorgter Dichter

 

Rainer Sliepen