Liebe Leserin, lieber Leser,
noch ist uns das wahnwitzige Tauchabenteuer, das auf dem Meeresboden in der Nähe des „Titanic“-Wracks im Nordatlantik tödlich endete, in sprachloser Erinnerung. Es gibt offensichtlich Menschen mit ganz besonderer Risikoneigung, die sich nach dem ultimativen Nervenkitzel sehnen. Dafür bezahlen sie häufig sehr viel Geld und nehmen Gefahren für Leib und Leben gern in Kauf. Hauptsache Spaß!
Aber ehe wir uns erregen: Bei vielen unserer Mitmenschen wird immer öfter ein Verhaltensmuster deutlich, das in der Reisebranche längst bekannt ist.
Auch Normaltouristen suchen den absoluten Nervenkitzel..
Das hat mich zu folgendem Reisegedicht angeregt.
Reiselust
Ein Mensch, der wenig von der Welt gesehn,
will endlich mal auf Reisen gehn.
Nachdem er seine Heimat kennt,
wie Westentasche, Hut und Hemd
treibts ihn zum Reisefachmann hin,
zu buchen Reiselustgewinn.
Und welches Ziel? fragt ihn der Mann.
Nach Bahrain? Nach Afghanistan?
Auch in Burkina Faso sei es schön
sowie auf Golans heißen Höh´n.
Zur Auswahl stünden Abenteuer
mit Explosionen und mit Feuer,
wenn man in einen Krater steigt,
der jeder Zeit zum Ausbruch neigt.
Seit kurzem sei auch sehr in Mode
Erfahrung mit dem Hungertode.
Hier schlage er die Wüsten vor,
mit wenig Wasser und Komfort.
Falls Kälte wäre mehr gefragt,
sei auch die Arktis angesagt.
Dem Menschen kommen erste Zweifel.
Vielleicht wär besser doch die Eifel.
Kaum hat der Mensch sich dies gedacht,
wird wieder er auf Kurs gebracht.
Die Reiselust ließ sich verbessern
durch Vollpension bei Menschenfressern.
Vom Matterhorn ein Bungee-Sprung,
der halte auch die Alten jung.
Expeditionen ganz allein
beim Sonnen- oder Mondenschein,
wo Urwaldseuchen heftig quälen,
die könne er ihm sehr empfehlen.
Teuer, aber sehr begehrt,
sei´n Ritterspiele hoch zu Pferd.
Mit Lanzen spitz und Schwertern scharf
und Blutverlust - ganz nach Bedarf.
Das Beste, was man buchen kann,
sind Kämpfe mit den Taliban.
Zehn Leichen kann ich garantieren.
Darf ich den Ausflug jetzt notieren?
Und wem dies alles nicht genüge,
dem buche er spezielle Flüge
in alle Krisenregionen.
Ein Testament würd´ sich da lohnen.
Dem Menschen wird es schwarz vor Augen.
Wem sollen diese Reisen taugen?
Der Mensch denkt voller Nostalgie
an das schwarzbunte Harzer Vieh.
Er sagt dem Reisemann Adé
und fährt ins nahe Hahnenklee.
Und plötzlich scheint´s ihm wieder schön,
durch den vertrauten Forst zu gehn.
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Eh´ ichs vergess: Wohin fahren Sie denn in Urlaub? Wie dem auch sei, passen Sie schön auf sich auf. Ich bin gerade von einem wunderbaren Urlaub an der Schlei zurückgekommen. Gesund und unverletzt.
Schöne Ferien wünscht Ihnen Ihr lyrischer Tourismusberater
Rainer Sliepen