Nr. 279: Will nicht euer Opfer sein

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

die Bekanntgabe der Ergebnisse der aktuellen Missbrauchsstudie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche vom 25. Januar 2024 hat mich zu nachstehenden Versen angeregt. Jetzt wissen wir: Der sexuelle Missbrauch ist ein Problem beider Kirchen. Lösungen lassen auf sich warten. Meine Konsequenzen habe ich gezogen. Lesen Sie…

 

Nur von ferne*

 

Schwarze Röcke, weiße Krägen,

dunkle Seelen, fromme Worte

und wie immer gibt´s den Segen

an dem wohlbekannten Orte.

 

Hohle Sprüche auf den Zungen.

Eitelkeiten tief im Herzen.

Leichthin Gottes Lob gesungen

von erlog´nen Sündenschmerzen.

 

Will nicht euer Opfer sein.

Will nicht falscher Lieb´ erlegen.

Will nicht trinken falschen Wein.

Will nicht geh´n auf falschen Wegen.

 

Auf die Türme will ich steigen.

Will mich dort allein erleben.

wo sich bunte Wipfel neigen

und statt nehmen, will ich geben.

 

Lebet wohl, ihr Selbstgerechten,

selbstzufriedene Gottesmänner. 

Nur von ferne will ich grüßen

selbsternannte Tugendkenner.

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*nach Heinrich Heine: „Schwarze Röcke, Seidenstrümpfe“

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Lassen Sie sich in der dunklen Jahreszeit nicht zusätzlich von Meldungen über den routinierten Umgang der landeskirchlichen Bischöfe mit der Missbrauchsstudie herunterziehen. Immerhin sind die Verbrechen jetzt öffentlich geworden. Das ist doch wenigstens ein Anfang, den Täterinnen und Tätern ihr Handwerk zu legen.

 

Bleiben Sie empört, aber trotzdem gelassen. Das wünscht Ihnen Ihr journalistischen Lyriker

 

Rainer Sliepen