Fußballlyrik: Homerische Tragik 

 

(Nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft in der Vorrunde bei der WM 2018 in Russland) 

 

Tränenden Aug´s steht der Mann an der Grenze des grünen Gevierts. 

Tragisch umflort ist die herrliche Stirn, ungebrochen der sinnende Blick. 

Eingehüllt ist er in härenesTuch, doch im Innern nur Kälte. 

Wie er´s auch wendet und dreht, so scheint doch sein Schicksal besiegelt. 

Ist er nun Opfer von höh´rer Gewalt, Spielball der richtenden Götter? 

Ist er erlegen dem menschlichen Trieb, immer strebend nach Höh´rem? 

 

Weit drang sein Ruf durch Arkadiens Gaue, ja bis nach Athen. 

Dort auf dem Forum, gehüllt in den Ruhm, wie in wärmendes Tuch, 

sah man ihn, Teil der flanierenden Menge, die ihn bewundernd umgab. 

Ja, er gefiel sich als Mentor, als Weiser, als Künstler des Spieles

das Viele bezaubert mit Kraft und mit Intuition des Genies. 

Ist das Geschichte schon? Mühselig aufgebaut und bald schon vergessen? 

 

Vor ihm da dümpelt das Spiel seiner Mannschaft. Nur Tore wie´s scheint. 

Doppelpass, Forechecking, Dribbling und Flügelspiel? Böhmische Dörfer. 

Liebevoll hat er sie stark gemacht. Doch auf dem Rasen Versagen nur. 

Angedroht Prügel für Abwehr und Sturm, doch verquer blieb das Spiel. 

Schicksal ertragen, so lautet sein Los, ob in Glanz oder Schmach. 

Heldenhaft bietet er selbst sich zum Opfer des pöbelnden Volks. 

 

Endlich ist Ruhm auf der Erden. Und Kränze flicht keiner ihm mehr. 

Gebt ihm den Becher des Todes. So heulet die Menge voll Hass. 

Ist er enthoben dem ird´schen Gezänk als Gerechter, als Weiser? 

Her mit dem Gift, ruft er furchtlos dem Pöbel entgegen. 

Sehet, so stirbt jetzt ein aufrechter Mann, um zu treffen den Hades. 

Still wird´s im Rund. Das Gegeifer erstirbt. Schon beginnt die Legende. 

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